Heinrich Crola, Bayerische Landschaft 1832

Städtische Galerie im Lenbachhaus, München

Heinrich Crola, der aus dem Dresdner Kreis um Caspar David Friedrich, Johann Christian Clausen Dahl und Carl Gustav Carus stammt, lebte von 1830 bis 1838 in München. Er gehörte hier zur zweiten Generation der Landschaftsmaler, von denen viele in Kopenhagen ausgebildet oder durch die dortige Schule beeinflusst waren.

In Crolas Bayerischer Landschaft (gelegentlich und präzisierend auch als Landschaft mit Eichen am Chiemsee bezeichnet) charakterisiert Bewegung das Erscheinungsbild der Natur: Die alten Eichen haben schon viele Stürme durchgemacht, in den Weg haben sich immer wieder neue Spuren eingegraben, die die Vegetation wieder zu bedecken suchte, die Wolken verwandeln ständig ihre Form. Sie sind der Grund für drei verschiedene Lichtzonen. Während der Hintergrund links durch eine Regenfront verdüstert ist, fällt der Schatten der vom Wind gejagten Cumulus-Wolken auf den Vordergrund. Das Licht über dem See und den Bergen rechts streift noch die kleine Herde mit ihrem Hirten. Eine solche Konkretisierung ständigen Wandels ist Zeichen eines neuen, durch exakte Forschung unterstützten Blicks auf die Natur. Darin geht dieses Bild über sein Vorbild – die Baumlandschaften von Jacob van Ruisdael (1628/29-1682) – weit hinaus.

Carus besprach Crolas Bayerische Landschaft in Schorns Kunstblatt von 1833. Er sieht sie als Verwirklichung des von ihm geprägten Begriffs des „Erdlebenbildes“. Darunter versteht er die Betrachtung der Natur als organischen Zusammenhang all ihrer Elemente. Die sichtbaren Erscheinungen sind Ausdruck des gegenseitigen Einflusses sowie ihrer jeweiligen Geschichte.

Prof. Dr. Helmut Friedel

Abbildung:

Heinrich Crola, Bayerische Landschaft 1832
© Städtische Galerie im Lenbachhaus, München