Hinterglasbilder aus der Grafschaft Glatz in Schlesien Die Sammlung Fritz und Heidi Helle, Mitte 18. bis Ende 19. Jahrhundert
Schlesisches Museum zu Görlitz
Hinterglasmalereien sind eine besonders attraktive Sparte der Volkskunst und ein beliebtes Sammelgebiet. Bunte Bildtafeln aus Glas mit Motiven aus dem Bilderschatz der Volksfrömmigkeit waren vorwiegend in Süddeutschland und Österreich zu Hause, sie fanden aber Verbreitung auch in anderen katholischen Regionen Ost- und Südosteuropas, in Böhmen und Mähren, in Ungarn und auf dem Balkan. Es ist wenig bekannt, dass es seit der Mitte des 18. Jahrhunderts auch in Schlesien eine bedeutende Produktion von Hinterglasbildern gab, und zwar wohl ausschließlich in der Grafschaft Glatz. Dieses Land mit seiner alten Glasmachertradition, seiner katholischen und stark an Böhmen orientierten Volkskultur und seinen zahlreichen Wallfahrtsorten bildete einen nördlichen Ausläufer des böhmisch-österreichischen Produktionsgebietes der Glasmalerei. Wichtigster Herstellungsort war Kaiserswalde, wo einige Malerfamilien über mehrere Generationen arbeiteten. Die schlesischen Hinterglasbilder wurden in Familienbetrieben hergestellt und zumeist von Hausierern oder Devotionalienhändlern in den Wallfahrtsorten vertrieben. Die Bildmotive sind vielfältig: Szenen aus dem Leben Jesu, Darstellungen der verschiedenen Gnadenbilder aus schlesischen und böhmischen Wallfahrtsorten und der Kanon der Heiligen, die als Schutzpatrone und Helfer bei Notfällen und Krankheiten angerufen werden. Hinterglasbilder fanden, meist in dichter Hängung, ihren Platz in Hausaltären und „Herrgottswinkeln“ katholischer Haushalte.
Mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte das Schlesische Museum zu Görlitz die wohl bedeutendste Sammlung schlesischer Hinterglasbilder in Deutschland erwerben. Sie wurde von dem Sammlerehepaar Heidi und Fritz Helle aufgebaut und besteht aus 115 Bildtafeln. Mit diesem Erwerb eröffnet sich für das Schlesische Museum ein neues wichtiges Sammlungsgebiet mit Alleinstellungsqualität, ein Annex zu dem bereits bestehenden Schwerpunkt „schlesisches Glas“.
Dr. Markus Bauer
Abbildung:
Hinterglasbilder aus der Grafschaft Glatz in Schlesien aus der Sammlung Fritz und Heidi Helle, Mitte 18. bis Ende 19. Jahrhundert. 50 von insgesamt 115 Bildtafeln, alle zumeist 28 cm x 18 cm.
© Schlesisches Museum zu Görlitz