Historische Spielkarten, 1810/1860
Schloss- und Spielkartenmuseum, Altenburg
Mittelalterliche und einige neuzeitliche Spiele haben ihre Wurzeln in der Antike. Zahlreiche Glücks-, Wettkampf- und taktische Spiele erhielten sich in wenig veränderter Form bis in unsere Zeit. Die mit Abstand beliebtesten Spiele waren das Würfeln und die Brettspiele. Bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts findet das Kartenspiel keine Erwähnung. Doch dann entwickelt sich die Spielkarte neben dem Würfel zum Symbol des Lasters und der Sünde. Die Spielkarten insgesamt boten die größte Mannigfaltigkeit an Bildern, die bei anderen Spielformen nicht möglich war. Es waren die deutschen Kartenmacher-Manufakturen im 15. und 16. Jahrhundert, die die Herstellung der Spielkarten durch die Erfindung des Holzschnittverfahrens und die Verwendung des Kupferstiches mechanisierten. Die Stadt Altenburg kann auf eine mehr als 500-jährige Spielkartenmachertradition zurückblicken. Seit dem Jahr 1509 werden ununterbrochen Kartenspiele in Altenburg hergestellt. Keine andere deutsche Stadt kann diese lange, einmalige Tradition nachweisen.
Die Besetzung Altenburgs nach dem 2. Weltkrieg durch Amerikaner und später Russen brachte der Spielkartenindustrie das Aus. Die Russen forderten Reparationen für die Grausamkeiten des Krieges, und sowohl der Maschinenpark der Spielkartenfabrik als auch die Bestände des Schloss- und Spielkartenmuseums wurden nach Russland verbracht. Damit war den Altenburgern sowohl eine umfangreiche Spielkartensammlung als auch ein Stück der eigenen Identität genommen worden. Obwohl mit viel landesweiter Solidarität eine neue Spielkarten-Sammlung in den Folgejahren zusammengetragen werden konnte, fehlt bis heute ein grundlegender Teil des alten Bestandes. Umso erfreulicher ist es, durch den Erwerb der umfangreichen Privatsammlung der Familie Balan im Jahr 2014 die historisch bedingten Defizite des Spielkarten-Bestandes im Altenburger Museum ausgleichen zu können.
Das Hauptsammelgebiet der Privatsammler lag bei den Spielkarten des deutschsprachigen Raumes. In einem Zeitraum von 50 Jahren ist eine außerordentlich umfangreiche Sammlung zusammen gekommen, die viel Interessantes und auch Einmaliges in sich birgt.
Das Ehepaar Balan freut sich, dass ihre Sammlung im Schloss- und Spielkartenmuseum in Altenburg ein neues Zuhause gefunden hat und weiterhin allen Freunden und Forschern auf dem Gebiet der Spielkartengeschichte zugänglich bleiben wird.
Renate Reinhold
Abbildungen, Auswahl aus 6 erworbenen Spielkartensätzen:
1-7 Altbayerisches Blatt
Zuchthaus St. Georgen, Bayreuth
© Schloss- und Spielkartenmuseum, Altenburg