Hochkarätiges Puzzle: Lot und seine Töchter von Hans Baldung
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Fragmente eines bislang nahezu unbekannten Historiengemäldes Hans Baldung Griens (1484/85-1545) sind anlässlich einer New Yorker Auktion bei Christie’s wiederaufgetaucht und konnten für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe gesichert werden.
Die drei Fragmente sind Teile des Gemäldes „Lot und seine Töchter“, dass die dramatische Geschichte Lots erzählt, Genesis, Kapitel 19: Lot und seine Töchter werden von Engeln aus der Stadt Sodom gerettet und fliehen in die Berge. Um ihre Nachkommenschaft fürchtend, verführen die beiden Töchter ihren Vater und zeugen mit ihm die Gründerväter der Moabiter und der Ammoniter.
Baldung hat die Lot-Geschichte um 1532-1535 in zwei weitgehend identischen Tafelgemälden auf Eichenholz geschildert. Beide wurden zu unbekannter Zeit, vermutlich wegen ihres obszön erscheinenden Gehalts, zerstückelt.
Die Fragmente stellen die ältere Tochter Lots, Lot mit Weinbecher und das brennende Sodom im Hintergrund dar. Sie zeugen von der stilistischen Originalität des Straßburger Malers, der mit seinen Bildern nicht nur Variationen, sondern neue Interpretationen alter Themen schuf. Auf originelle Weise präsentiert Baldung hier den durchlebten Gewissenskonflikt des Vaters. Lot wird nicht als willenloses Opfer dargestellt, sondern mit laszivem Blick und der entblößten Tochter zugewandt.
Die drei Fragmente ergänzen die Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, die als besonderen Schwerpunkt das Werk Baldungs pflegt, erforscht und präsentiert. Mit dem Ankauf wird ein Hauptwerk aus der späteren Schaffensphase Baldungs wieder für die Öffentlichkeit sichtbar. Die spektakuläre Erwerbung ist ein gelungener Auftakt für die am 30. November 2019 eröffnende Ausstellung zu Hans Baldung in der Karlsruher Kunsthalle: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/ausstellung/hans-baldung-grien/#/