Hochzeitsservice des Erbprinzen Georg II. von Sachsen-Meiningen, 1850
Meininger Museen
Georg (1826-1914) war der einzige Sohn aus der Ehe des regierenden Herzogs von Sachsen-Meiningen, Bernhard II. und Marie von Hessen-Kassel. Der zum Zeitpunkt der Hochzeit 24-jährige diente im preußischen Militär und verkehrte in der Potsdamer und Berliner Hofgesellschaft. Charlotte (1831-1855) entstammte aus der ehelichen Verbindung des Prinzen Albrecht von Preußen mit Marianne von Oranien-Nassau, die aber im Jahr von Charlottes Verlobung mit Georg geschieden wurde. Das junge Paar war einander von Herzen zugetan und verlobte sich am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1849. Die Hochzeit fand am 18. Mai 1850 im Beisein von König Friedrich Wilhelm IV. statt.
Im Berliner Königshaus war es üblich, ausheiratende Töchter mit einem opulenten Speiseservice zu beschenken. In diesem Fall gab der regierende preußische König Friedrich Wilhelm IV. höchstpersönlich den entsprechenden Fertigungsauftrag an die Königliche Porzellan-Manufaktur wie es sich im „Conto Buch Seiner Majestät des Königs“ nachweisen lässt. Zwar war Charlotte nur die Nichte des Königs, aber dieser war kinderlos geblieben und seine Gemahlin Elisabeth hatte die Vormundschaft für die noch unmündigen Kinder der des Landes verwiesenen Marianne von Oranien-Nassau übernommen.
Außer dem 50-teiligen Service sollten fünf Prunkvasen mit Veduten die fürstliche Tafel schmücken. Vor allem die Hauptvase mit einem „coul. Schlachtstück“ auf der Vorder- und dem Sachsen-Meininger Wappen auf der Rückseite als repräsentativer Mittelpunkt des Arrangements demonstriert die Einzigartigkeit dieses Services. Als besonderes Zeichen der Wertschätzung verwendete man eines der Schlachtenbilder (Kampf der Dittmarsen und Dänen auf dem Tausendteufelsdamm im Jahr 1500), die der künstlerisch begabte Bräutigam selbst angefertigt hatte, als Vorlage. Die Veduten der vier kleineren Vasen mit Darstellungen von Schlössern und Palais in Berlin, Potsdam und Kamenz waren im Hinblick auf Charlottes bisherige Lebensstätten ausgewählt worden.
Der Liebesheirat des Meininger Erbprinzen mit Charlotte war jedoch kein allzu langes Glück beschieden. Sie starb im Kindbett nach der Geburt ihres vierten Kindes im fünften Jahr ihrer Ehe. Ihr Tod löste bei Georg eine veritable Lebenskrise aus, die er nur durch intensive Beschäftigung mit der Kunst und Reisen bewältigen konnte. In intimen Momenten seines langen Lebens sprach Georg davon, dass er so eine Verbundenheit wie mit Charlotte nie wieder verspürt hätte. Er wurde später vor allem durch seine Theaterreform bekannt und ging als „Theaterherzog“ in die Geschichte ein.
Andrea Jakob
Abbildung: Königliche Porzellanmanufaktur Berlin: Hochzeitsservice des Erbprinzen Georg II. von Sachsen-Meiningen, 1850, 24 Geschirrteile (16 Speiseteller, 6 Suppenteller, 2 Schüsseln) und 3 Prunkvasen, Meininger Museen