Hubert Gerhard, Merkur
Bayerisches Nationalmuseum München
Schon seit einem halben Jahrhundert hatte sich das Bayerische Nationalmuseum um die Erwerbung des Merkur von Hubert Gerhard, einer der glänzendsten Schöpfungen der süddeutschen Bronzeplastik aus der Zeit kurz vor 1600, bemüht. Die früheren Eigentümer hatten das national bedeutende Kunstwerk ab 1998 dem Bayerischen Nationalmuseum als Leihgabe überlassen, 2009 wurde das Auktionshaus Christie's mit dem Verkauf beauftragt. Erst durch die Initiative der Ernst von Siemens Kunststiftung gelang es, dieses einmalige Kunstwerk für Bayern zu bewahren.
Der zum Flug ansetzende Merkur hielt in der gesenkten Linken den verlorenen Caducaeus, während er in der erhobenen Rechten möglicherweise einen Geldbeutel hatte, beides Attribute des Götterboten neben Flügelhelm und -sandalen. In der Antike auch als Gott der Händler und Diebe verehrt, ist die Figur des Merkurs eines der charakteristischsten Themen in der Plastik des Manierismus. Für seine Gestaltung war der Fliegende Merkur von Willem van Tetrode von ca. 1560 im Museo Nazionale del Bargello in Florenz wohl das nächste Vorbild. In der Florentiner Werkstatt des berühmten Giovanni da Bologna hatte Hubert Gerhard einen Teil seiner Ausbildung erhalten, ehe er nach Süddeutschland ging und für Hans Fugger und Herzog Wilhelm V. von Bayern tätig wurde. Die früheste Erwähnung des bronzenen Merkur stammt aus dem Jahr 1788 und belegt die Jahrhunderte alte Augsburger Provenienz. Die Statuette, deren Oberfläche makellos erhalten ist, diente wohl ehemals als Bekrönung eines Brunnens im Anwesen der Patrizierfamilie Paler.