In Mode. Kleider und Bilder aus Renaissance und Frühbarock, um 1560/1600

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Überreste einer glänzenden Pracht: Das Unterkleid des „Weiten Rocks“ im Germanischen Nationalmuseum

Mit dem „Weiten Rock“ konnte für die Ausstellung „In Mode. Kleider und Bilder aus Renaissance und Frühbarock“ ein Highlight der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums zur frühneuzeitlichen Kleidung restauriert werden. Das Ensemble aus Über- und Unterkleid mit separatem Ärmelpaar gilt als einziges erhaltenes Exemplar der auf oberschichtlichen Frauenbildnissen überlieferten Festkleidung . Die Restaurierung des Unterkleides und der Ärmel war Teil der geförderten Maßnahme.

Die Mittelpartie bedeckt eine Stickerei aus zu Vierblattblüten gelegten Fäden und gebläuten Eisenpailletten. Den Grund bildet ein floral gemusterter, ehemals silberglänzender Seidenlamé. Im Saumbereich schließt ein ungemustertes Metallgewebe mit zwei Bordüren aus dunkler Klöppelspitze und Silberstickerei an. Die vom Überkleid verdeckten Seitenteile und der Rücken sind aus einfachem Seidentaft gefertigt. Die vielen Metallbestandteile ließen das Kleid buchstäblich funkeln, jedoch ist dieser Eindruck heute nur noch zu erahnen. Die Silberfäden sind durch Oxidation schwärzlich verfärbt, die erhaltenen Pailletten teilweise von Rost bedeckt. Große Teile der Stickerei sind verloren, die Gewebe stark beschädigt, die Nestellöcher, mit denen die Ärmel am Kleid befestigt wurden, teilweise ausgerissen.

Die Stickerei und die losen Fäden des Gewebes wurden mit passend eingefärbten, haarfeinen Seidenfäden angelegt, die gelösten Teile der Bordüren rückplaziert. Die Fehlstellen an Seiten und Rücken wurden klebetechnisch gesichert, da Nähstiche die brüchige Seide weiter geschädigt hätten. Auf ein passend eingefärbtes Unterleggewebe wurden im Abstand von ca. 0,5 cm mit thermoplastischen Acrylkleber beschichtete Seidenfäden aufgebracht. Die Verklebung zwischen Trägergewebe und Original erfolgte von der Oberseite durch Handwärme. Beschädigte Säume und Ärmelabschlüsse wurden mit Seidencrepeline gesichert. Diese Maßnahmen tragen dazu dazu bei, den prunkvollen Charakter des Kleides wieder erfahrbar zu machen. Vor allem aber schützen sie dieses einzigartige Objekt vor weiterem Verlust.

Laura Peters/ Dr. Jutta Zander-Seidel

Abbildungen:
1 "Weiter Rock", Unterkleid
2 Detail Ärmel
3 Detail der Bestickung
4 Zustand vor der Restaurierung
5 Zustand nach der Restaurierung
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Foto: Monika Runge