Joachim Martin Falbe, Porträt August Ludwigs Fürst von Anhalt-Köthen, um 1750

Schloss Wernigerode

Das Porträt von Antoine Pesnes Lieblingsschüler Joachim Martin Falbe ist im Antoine Pesne-Werkverzeichnis, Berlin 1958, unter Nr. 16c verzeichnet; dort wird es als ursprünglich im Schloss Wernigerode befindlich, aber als verschollen bezeichnet. Es ist mit Sicherheit schon vor 1945 von dort verbracht worden. Joachim Martin Falbe war zeitweilig am Hof von Fürst August Ludwig in Köthen tätig und erhielt 1739, nach der Rückkehr von Köthen nach Berlin, den Titel „Hofmaler“. Das Gemälde selbst kann erst nach 1742 entstanden sein, dem Jahr, in dem August Ludwig den Schwarzer-Adler-Orden erhielt. Noch wahrscheinlicher ist eine Datierung in die Zeit um 1750, da die Physiognomie gegenüber früheren Werken von Pesne als wesentlich gealtert erscheint. Die Uniform, der Dreispitz und der Hermelin sind im Unterschied zum Kopf auffallend flächig und summarisch ausgeführt. Flüchtig ist auch das Ordensband gemalt. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass schnell und sicher vor dem Modell gemalt wurde, das Übrige jedoch eher nachlässig angegangen worden ist. Von daher ist das Bildnis als ein interessantes Dokument für die Arbeitsweisen höfischer Porträtmaler des 18. Jahrhundert zu werten.

Der dargestellte August Ludwig war der dritte Sohn von Emanuel Leberecht von Anhalt-Köthen und dessen morganatischer Gattin Gisela Agnes von Rath, Reichsgräfin von Nienburg. 1722 heiratete August Ludwig in morganatischer Ehe Agnes Wilhelmine von Wuthenau (1700–1725), die 1721 zur Gräfin von Warmsdorf erhoben wurde. In zweiter Ehe heiratete er im Januar 1726 Emilie Gräfin von Promnitz (1708–1732), Tochter des Grafen Erdmann II. von Promnitz. Schließlich wurde Anna Gräfin von Promnitz (1711–1750) im November 1732 dritte Gemahlin. Sowohl für Anhalt-Köthen als auch für Stolberg-Wernigerode wurde die Herrschaft Pleß nachfolgend bedeutsam. Da 1728 sein älterer Bruder, Fürst Leopold, gestorben war, wurde Fürst August Ludwig zum regierenden Fürsten in Anhalt-Köthen.

Insgesamt ist das Gemälde ein herausragendes Zeugnis für die Verflechtungen geistiger Art in Mittel- und Norddeutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist es aufgrund seines schönen, geschnitzten Barockrahmens repräsentativ.

Dr. Christian Juranek

 

Abbildung:

Joachim Martin Falbe, Porträt August Ludwigs Fürst von Anhalt-Köthen, um 1750, Öl auf Leinwand, wachsdoubliert, 80 cm x 64 cm © Schloss Wernigerode