Johann Heiss, Allegorie der Luft, 1690
Stadtmuseum Memmingen
Mit seinen mythologischen, allegorischen und religiösen Gemälden wurde Johann Heiss, 1640 in Memmingen geboren, schon zu Lebzeiten von fürstlichen wie bürgerlichen Sammlern gleichermaßen geschätzt. Seine Altarblätter fanden ihren Weg in viele katholische und protestantische Kirchen Schwabens, Bayerns und Österreichs. Heiss orientierte sich an italienischer und flämischer Malkunst und hält für den informierten Betrachter bis heute eine Zeitreise in die abendländische Kulturgeschichte bereit.
Das Gemälde Allegorie der Luft entstammt dem Gemäldezyklus Die vier Elemente, der 1690 von Johann Heiss in Augsburg geschaffen wurde. Er zeigt eine vielfigurige Komposition, die in typischer Barockmanier Allegorien der Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft ins Bild setzt. Der Erfindungsreichtum und die Gestaltungskraft des schwäbischen Künstlers überzeugen mit einprägsamen Figuren, meisterhaften Hell-Dunkel-Effekten, einem sorgsam modellierenden Pinselduktus und gelungenen Genreszenen.
Die für Heiss kennzeichnende Fülle allegorisch aufgeladenen „Personals“ ist auch im Gemälde Allegorie der Luft eindrücklich umgesetzt. Vor reichem landschaftlichen Hintergrund füllen die Figurengruppen in sicherem Gleichgewicht die Bildfläche bis zu den Rändern. Im oberen Bilddrittel liegt die Göttin Juno auf stufig aufgetürmten Wolkenbänken. Sie ist umgeben von verschiedenen Personifikationen, welche die Nacht, den Tau sowie Regen, Donner und Blitz symbolisieren. Im Vordergrund lagert Chronos, der sich die unterschiedlichen Winde, wieder dargestellt durch ein Personenensemble, untertan macht. Im Hintergrund treibt ein Boot auf bewegten Wellen, mit einer flehenden Menschengestalt. Verteilt am Boden bzw. auf einer Baumruine finden sich verschiedenste Land- und Wasservögel, die Tiere der Luft.
Der komplette Zyklus mit seinen vier Allegorien zu Luft, Feuer, Erde und Wasser wird zukünftig im Stadtmuseum Memmingen der Öffentlichkeit präsentiert. Zusammen mit dem ebenfalls dort ausgestellten Vier-Jahreszeiten-Zyklus, 1776 in Memmingen geschaffen, erlaubt die Hängung der Vier Elemente aus der späteren Augsburger Periode einen seltenen, vergleichenden Blick auf die Hochphasen des Heiss’schen Schaffens.
Dr. Hans-Wolfgang Bayer
Abbildung:
Johann Heiss (1640-1704)
Allegorie der Luft
Öl auf Leinwand
114 cm x 91 cm
signiert und datiert 1690
© Stadtmuseum Memmingen