Joos de Momper, Große Gebirgslandschaft mit Reisenden, 1623
Alte Pinakothek, München
Das von der Ernst von Siemens Kunststiftung für die Alte Pinakothek erworbene Gemälde von Joos de Momper stellt ein besonders qualitätvolles Beispiel für das Spätwerk dieses bedeutenden flämischen Landschaftsmalers dar. Signiert und 1623 datiert, ist es das einzig bekannte datierte Werk des Künstlers und liefert somit einen wichtigen Anhaltspunkt für die Chronologie seines Œuvres.
Über eine nahsichtige, von einer Figurenstaffage belebte Vordergrundebene hinweg öffnet sich der Blick auf ein imposantes Gebirgspanorama. Jenseits eines Flusses, der in die Tiefe mäandert, erheben sich die majestätischen Gipfel. Virtuos handhabte Joos de Momper das Licht: Gefiltert durch einige Wolken, die über den Himmel ziehen, erzeugt es beleuchtete und verschattete Partien, die das Raumkontinuum verstärken und eine lebendige Bildwirkung erzielen. Kennzeichnend ist eine freie Pinselschrift, mit der Glanzlichter gesetzt und Details herausgehoben werden. Häufig zur dekorativen Ausstattung repräsentativer Räume bestimmt, demonstrieren diese großformatigen Kompositionen de Mompers künstlerische Fertigkeiten. Das neu erworbene Gemälde weist charakteristische Motive des Meisters auf wie etwa den differenziert gegebenen Baumschlag links mit dem effektvoll leuchtenden Stamm der Birke sowie den über bizarre Felsen herabstürzenden Wasserfall am rechten Bildrand.
Joos de Mompers Gemälde transponiert den Bildtypus der flämischen Landschaft, die mit den Kabinettbildern von Jan Brueghel dem Älteren in der Alten Pinakothek bereits eindrucksvoll vertreten ist, in das große Format. Eingefügt in die Hängung der Meisterwerke im Obergeschoß der Alten Pinakothek, verdeutlicht es im Zusammenklang mit Gemälden von Rubens und Van Dyck Reichtum und Vielfalt der flämischen Malerei in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Dr. Mirjam Neumeister