Joseph Beuys – Sammlung Ulbricht
Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Joseph Beuys nimmt in der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Schlüsselposition ein. Von Düsseldorf aus, wo er an der Akademie lehrte, strahlte sein Werk weltweit aus. Beuys‘ vielfältiges Schaffen entstand auf der Grundlage humanistisch-anthroposophischer Prämissen und setzt sich aus Aktionen, Installationen, Zeichnungen, Skulpturen und Objekten zusammen. Mit dem Erwerb der Sammlung Ulbricht ist die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in der Lage, den besonderen Stellenwert des Künstlers für den Besucher sichtbar und nachvollziehbar zu machen.
Die Sammlung Ulbricht - Papierarbeiten, Vitrinen, Objekte und größere Skulpturen aus Beuys‘ gesamter Schaffenszeit - vermitteln eine präzise Vorstellung von dem Wirken, der Ideenwelt und den Intentionen des Künstlers. Die Werke zeichnen sich insgesamt durch ein qualitativ hohes Niveau aus, wobei insbesondere Objekte wie „fat up to this level I“ und „Nasse Wäsche Jungfrau“ hervorzuheben sind. Herausragend ist auch die Arbeit „Konzertflügeljom (Bereichjom)“, die auf eine der wichtigsten Performances des Künstlers im Februar 1969 in der Berliner Akademie der Künste zurückgeht. Nach der Wiederholung des Auftritts in Mönchengladbach hatte Beuys die Relikte zu einer eigenständigen, raumfüllenden Skulptur arrangiert.
Das erworbene Ensemble gehört zu den wenigen bedeutenden geschlossenen Beuys-Werkgruppen. An Umfang kleiner als die Sammlung von Erich Marx in Berlin (heute: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Hamburger Bahnhof), steht der Komplex in seinem Ausmaß auf einer Stufe mit der Sammlung Herbig in der Kasseler Neuen Galerie. Die Sammlung Ulbricht entstand vor dem Hintergrund der freundschaftlichen Beziehung des Literaturwissenschaftlers und Philosophen Günter Ulbricht (1926 - 1992) zu Beuys. Das in sich stimmige Ensemble ergänzt den Eigenbesitz des Museums, zu dem neben 25 Papierarbeiten auch seine letzte große Rauminstallation „Palazzo Regale“ (1985) und die anlässlich der Weltausstellung im Jahr 2000 erworbene Vitrine „Capri-Batterie“ (1985) gehören. Es ergibt sich so ein perspektivenreicher und fruchtbarer Dialog, ohne dass sich der besondere Charakter der Sammlung Ulbricht in der Gesamterscheinung verflüchtigen würde.
Anette Kruszynski
Abbildung: