Julius Schnorr von Carolsfeld, Die Schlacht von Iconium 1190, 1835

Graphische Sammlung München

In den Jahren 1835 - 1842 hat Schnorr von Carolsfeld die so genannten Kaisersäle - drei dem Thronsaal König Ludwig I. vorgelagerte Räume in Klenzes Neubau der Münchner Residenz am Hofgarten - mit Fresken aus der Geschichte Karls des Großen, Friedrich Barbarossas und Rudolfs von Habsburg ausgestattet. Die Zeichnung ist eine der ersten Arbeiten für diesen Zyklus, nachdem Schnorr von Carolsfeld am 26. März 1835 den Vertrag für die Ausführung der Fresken unterzeichnet hatte. Dem Blatt geht eine bei Singer abgebildete, in Einzelheiten anders formulierte Zeichnung voraus. Den Karton (heute: Rüstkammer Dresden), der nur geringfügig von der hier vorliegenden Zeichnung abweicht, zeichnete Schnorr 1839; die Ausführung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Freskos lag bei seinem Schüler Friedrich Giessmann.

Das Blatt ist ein wichtiger Beleg für das verlorene Fresko und damit Zeugnis für die öffentliche Funktion der Kunst im 19. Jahrhundert in Zusammenhang mit der Repräsentation des Herrscherhauses der Wittelsbacher. Schnorr von Carolsfeld kann neben Peter von Cornelius nicht nur als ein wichtiger Künstler aus dem Kreis der Nazarener, sondern auch als einer der Künstler mit der weitreichendsten öffentlichen Wirkung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelten. Für Ludwig I. schuf er hier einen Bilderzyklus, der das deutsche Nationalbewusstsein des bayerischen Königs demonstrierte. Dargestellt ist die Schlacht bei Iconium, in der Friedrich Barbarossa während seines dritten Kreuzzugs in Kleinasien auf dem Weg nach Jerusalem den dortigen Sultan 1190 vernichtend schlug. Ins Zentrum des Bilds setzte Schnorr einen jugendlichen, dem hl. Michael gleichenden Kämpfer, der die Kreuzesstandarte über das grausame Schlachtengetümmel hebt und gegen einen Muslim verteidigt. Von rechts stürzt sich Friedrich mit dem Ruf „Christus siegt“ in den Kampf, wie Schnorr die Szene selbst beschrieb.

Andreas Strobl

Abbildung:

Julius Schnorr von Carolsfeld, Die Schlacht von Iconium 1190, Pinsel und Feder in Braun über Bleistift, auf geripptem Papier, 1835
©Graphische Sammlung München