Kirchners „Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach“ (1913) darf im Brücke-Museum bleiben!
Brücke-Museum, Berlin
Für den Restitutionsanspruch des Gemäldes „Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach“ von Ernst Ludwig Kirchner wurde eine faire und gerechte Lösung gefunden: Das Gemälde aus der Sammlung des jüdischen Kunsthistorikers Dr. Wallerstein verbleibt im Berliner Brücke-Museum und wird ab September im Rahmen der Ausstellung „Biografien der Moderne. Sammelnde und ihre Werke“ präsentiert.
Der bedeutende Kunstkenner, Kunsthändler, Sammler und Förderer der Künstlerinnen und Künstler der Moderne Dr. Wallerstein (1878-1944) gründete 1919 gemeinsam mit Dr. Fritz Goldschmidt in Berlin die „Galerie Goldschmidt – Wallerstein“, in deren Abteilung für moderne Kunst u.a. die Brücke-Künstler ausgestellt wurden und baute neben dieser Tätigkeit auch eine private Sammlung sowie freundschaftliche Beziehungen zu vielen Künstler*innen seiner Sammlung auf. Aufgrund der Verfolgung durch die NS-Diktatur wurde die Kunsthandlung im Sommer 1934 zeitweise geschlossen und musste zwei Jahre später aufgelöst werden. Wallerstein war gezwungen, Berlin zu verlassen und mit einem kleinen Teil seiner Sammlung nach Italien zu flüchten. So gelangte das Kirchner-Gemälde nach Florenz, wo es Wallerstein in Folge der Repression durch die italienischen Rassengesetze 1940 verkaufen musste. Er starb im Juli 1944 nach seiner Festnahme durch die SS.
1973 gelangte das Gemälde aus dem Kunsthandel in das Brücke-Museum. In Anerkennung der Verfolgung Dr. Wallersteins durch das Nazi-Regime und des erzwungenen Verkaufs des Kirchner-Gemäldes einigten sich die Beteiligten gemäß den Washingtoner Prinzipien vom Dezember 1998 nun darauf, dass das Werk gegen eine Entschädigungszahlung an die Erbengemeinschaft im Brücke-Museum verbleibt. Die Ausstellung im September gibt Einblicke in die Provenienzforschung am Haus und rückt nicht nur die Herkunftsgeschichte der Kunstwerke in den Fokus, sondern beschäftigt sich vor allem mit den Biografien der früheren Eigentümer*innen der neun Kunstwerke, die als visionäre jüdische Persönlichkeiten, die die moderne Kunst in Deutschland maßgeblich unterstützt und gefördert haben, erinnert und geehrt werden sollen.
Das Gemälde „Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach“ zählt zu den Höhepunkten der Schaffenszeit Kirchners und wurde kurz vor der Auflösung der Künstlergruppe „Brücke“ im Jahr 1913 geschaffen. Es zeigt eine intime Atelierszene, in welcher seine Künstlerfreunde und -kollegen Erich Heckel und Otto Mueller beim Schachspiel abgebildet sind, im Hintergrund liegt Kirchners Lebensgefährtin Erna Schilling unbekleidet auf einem Sofa. Stilistisch ein typisches Beispiel für Kirchners Berliner Jahre, nimmt das Werk auch eine wichtige Rolle in seinem Gesamtwerk ein und ist von besonderer Bedeutung für den Bestand des Brücke-Museums.
Mehr Informationen zur Ausstellung im Brücke-Museum finden Sie hier.
Abbildung: Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Otto Mueller beim Schach, 1913, Öl auf Leinwand, Brücke-Museum
© Foto: Nick Ash. In ehrendem Andenken an den früheren Eigentümer, den Kunsthistoriker, Galeristen und Sammler Dr. Victor Wallerstein (1878-1944)