Kommode, Bayreuth, um 1755/60

Neues Schloss zu Bayreuth, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Die dreischübige Kommode „sans Traverse“ mit dreiseitig geschweifter Platte ist in der Front „en arbalöte“ geschweift und an den Seiten zur Mitte eingezogen. Damit wurde auf die Ausbildung der vorderen Ecken und Beine besonderer Wert gelegt. Die aufwändige Formgebung der Pfosten hat zur Folge, dass Front und Seiten nicht über die ganzen Flächen, aber zu den vorderen Ecken hin überzeugend dreidimensional herausgeformt und nicht nur zweidimensional geschweift sind. Für die Marketerie wurde fast ausschließlich Nussbaum und nur für das Ornament ein helles Holz verwendet. Alle Flächen sind außen einfach, gerade gerahmt. Es folgt ein dunkler Fond aus Wurzelmaser, in den auf Platte, Seiten und Front ein unregelmäßig geschweiftes, großes Feld mit Parkettierung eingestellt ist. In die Flächen des Fonds sind linienartige C-Bögen mit Blattwerk, Rocaillen und kleinen Kartuschen eingeschrieben. Rocaillengebilde auf dunklem Hintergrund setzen in den parkettierten Flächen einen farblichen Akzent. Sehr harmonisch wirkt die Marketerie auf den Pfosten. Begleitet von hellen Seitenstreifen, zeichnet der dunkle Mittelstreifen das An- und Abschwellen der Pfosten nach und unterstreicht das Vor- und Zurückschwingen der Möbelecken. An den Füßen blieben die Pfosten ohne Marketerie, und nur am Übergang in den Korpus wurden kleine Teile eingelegt(!).

Bis heute ist es nicht gelungen, eines der Möbel, die mit dem Namen Spindler in Verbindung gebracht werden, auch mit schriftlichen Quellen nachzuweisen. Gesichert sind allein die Wandverkleidungen in Potsdam und Schloss Fantaisie nahe Bayreuth. Die Kommode ist nicht mit den Prachtkommoden der Spindler für den König von Preussen nach 1764 zu vergleichen, passt aber in eine große Reihe von Kommoden, die wegen der Verarbeitung, Beschläge und Marketerie aus der Spindlerwerkstatt kommen müssen. Unbekannt sind bislang die schön geformten Füße und die seitlich eingezogene Form der Kommode mit den komplizierten Ecklösungen. Idee und souveräne Durchführung sind allein einer gut eingespielten Werkstatt zuzutrauen. Die Form der Kommode, insbesondere der Füße, legt eine Datierung des Möbels um 1755/60 nahe. Diese ungewöhnliche Formerfindung war bisher im Œuvre der Spindlerwerkstatt nicht bekannt, und so ist das Möbel nicht nur für die Sammlung der Bayreuther Schlösser eine schöne Bereicherung.

Christoph Graf Pfeil

Abbildung:

Kommode, Zuschreibung an Spindler-Werkstatt, Bayreuth, um 1755/60
©Neues Schloss zu Bayreuth