Konsoltisch, Umkreis Ferdinand Tietz oder Jakob Michael Küchel, um 1770

Schlossmuseum Seehof

Es handelt sich um einen zweibeinigen Konsoltisch mit Mittelsteg. Ranken und Rocaille legen sich an die nach oben stärker werdenden Beine an und münden in ein reiches Muschelwerk der an den Ecken stark eingezogenen, reich ornamentierten Zarge. In zwei S-förmig geschwungenen Linien entwickelt sich die Ornamentik der Tischzarge zur asymmetrischen Mitte, die, leicht nach unten gezogen, sich in Tropfen, Tangwerk und Muscheln auflöst. Selbst der tischplattentragende Teil ist filigran geschnitzt und mehrfach durchbrochen. Die Ornamente gestalten sich aus Ranken, Muschelkämmen und Muschelschalen, verbunden mit - bis ins Groteske aufgelöst – naturalistischem Schilf- und Blattwerk, an dem tropfsteinartiges Pflanzenwerk hängt. Diese ornamentalen Motive finden sich auch in der übrigen Ausstattung und verweisen auf die Nutzung des Schlosses als fürstbischöfliches Jagd und Lustschloss, am Weiher nahe eines moorigen Walds gelegen. Die zeichnerische Vorlage für den Konsoltisch könnte von dem böhmischen Bildhauer Ferdinand Tietz (1708 - 1777) oder von Jakob Michael Küchel (1703 - 1769), Hofbaumeister zu Bamberg, stammen. Es ist denkbar, dass die handwerklich nicht einheitlich ausgeführten Konsoltische von Schloss Seehof nach anderen Entwürfen von unterschiedlichen Bildhauern ausgeführt wurden.

Seehof wurde als Lust- und Jagdschloss unter Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg nach Plänen von Antonio Petrini im ausgehenden 17. Jahrhundert gegründet. Im 18. Jahrhundert beauftragten die Fürstbischöfe Johann Philipp Anton von Franckenstein und Adam Friedrich von Seinsheim den Bildhauer Ferdinand Tietz mit der figürlichen Gestaltung des Parks. Zudem wurde die Inneneinrichtung der wichtigsten Gemächer dem Geschmack der Zeit angepasst. Nach der Mediatisierung fiel das Fürstentum an Bayern. Von 1840 bis 1975 befand sich das Schloss in Privatbesitz. In den 1950/60er Jahren wurde ein Großteil der Ausstattung veräußert. Mit dem Ankauf des Konsoltischs ist ein äußerst wertvolles Möbel nach Seehof zurückgekehrt und setzt für das Schlossmuseum mit der angestrebten Zeitstellung um 1770 einen außerordentlichen Akzent. Zusammen mit dem originalen Trumeau, den Wandvertäfelungen sowie der Fenster mit Fensterläden entspricht die Fensterfront in Richtung ehemaliges Jagdquartier und der Residenzstadt Bamberg wieder ihrem ursprünglichen Aussehen.

Alfred Schelter

Abbildung:

Konsoltisch, Umkreis Ferdinand Tietz oder Jakob Michael Küchel, um 1770
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