Kriegsordnung des Markgrafen Albrecht von Brandenburg, um 1555
Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Die Kriegsordnung des Markgrafen Albrecht von Branden- burg-Ansbach (1490–1568) ist ein umfangreiches Werk zur Organisation der preußischen Armee um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Das Werk behandelt in sechs Büchern Aufbau und Organisation des preußischen Heeres. Buch I beschäftigt sich mit der Philosophie der Kriegsführung, mit der Notwen- digkeit, einen Krieg gegen die Türken zu führen, sowie mit den Aufgaben des Heerführers und derjenigen Personen, die ihm unmittelbar unterstellt sind. Dieser Heerführer ist Albrecht von Brandenburg-Ansbach selber, er darf als Urheber der Kriegsordnung betrachtet werden, auch wenn er nicht das ganze Werk persönlich geschrieben hat. Buch II beschreibt die Aufgaben der Offiziere der Kavallerie, die dem Feldmarschall des Heeres unterstehen. Buch III behandelt die Aufgaben der Offiziere der Artillerie, stellt dar, wie ein Zeughaus gebaut werden soll, und umreißt die Rolle der Artillerie und der von ihr verwendeten Geschütze. Die Offiziere und Mannschaften der Infanterie bilden den Gegenstand von Buch IV. Hier finden sich auch Angaben zu den Aufgaben des Kriegsarztes und zur Bevorratung des Heeres während eines Feldzuges. Buch V bespricht die Verwaltung des Heeres und behandelt exempla- risch die Funktionen und Inhalte von Verträgen, Auftragsertei- lungen, Treueschwüren und anderen Verwaltungsdokumen- ten. Buch VI behandelt schließlich die Aufgaben des Malefizge- richts, das mit der Durchführung von Kriegsprozessen betraut war. Der Urheber der Kriegsordnung, Albrecht von Brandenburg- Ansbach, gehörte zu den bedeutendsten Fürsten aus dem Haus Brandenburg-Preußen. 1511 wurde er zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt. Nach einem verlorenen Krieg des Deutschen Ordens gegen Polen und dem eigenen Übertritt zum lutherischen Glauben verwandelte Albrecht den Ordens- staat in ein weltliches Herzogtum. 1525 legte er in Krakau vor seinem Onkel Sigismund I. den Huldigungseid ab. 1544 gründete Albrecht in Königsberg eine Universität, die als „Albertina“ später nach ihm benannt wurde. Er ließ zahlreiche Kunstwerke und Bauten erstellen. Die letzten Jahre seines langen Lebens waren durch Kummer und Krankheit gezeich- net. Er starb am 20. März 1568 auf der Burg Tapiau an der Pest.
Prof. Dr. Eef Overgaauw