Kriegsschäden an Skulpturen des 15.-16. Jahrhunderts in Berlin und Moskau

Bode Museum, Berlin, Puschkin-Museum, Moskau

Eine äußerst großzügige Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht es der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, über 50 durch Feuer im Flakbunker Friedrichshain 1945 beschädigte Skulpturen zu konservieren und wieder präsentierbar zu machen. Der Umgang mit diesen Objekten hat Generationen von Restauratoren beschäftigt, teils auch zu Lasten von Kunstwerken, die – obgleich nicht durch die Brände betroffen – seit Jahrzehnten restaurierungsbedürftig im Depot lagerten und lagern. Eine Auswahl dieser Werke wird jetzt restauriert. Parallel zu den Arbeiten im Berliner Bode-Museum werden im Staatlichen Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin in Moskau hochkarätige Skulpturen der Renaissance konserviert; diese stammen aus den Beständen der Berliner Skulpturensammlung und fielen ebenfalls 1945 den Flammen zum Opfer. Die Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt
die Arbeit der russischen Restauratoren sowie den fachlichen Austausch zwischen Wissenschaftlern und Restauratoren in Berlin und Moskau. Im Rahmen der Initiative »Kunst auf Lager« wurden zudem Restaurierungen archäologischer Textilien möglich, die seit ihrer Ausgrabung Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund ihres Zustandes bisher nie der Öffentlichkeit gezeigt werden konnten.

Das Projekt im Bode-Museum wurde 2017 bewilligt und soll 2025 vollendet sein. Zum heutigen Zeitpunkt (September 2019) sind 15 Einzelrestaurierungen abgeschlossen, 11 befinden sich in der Ausführung und 6 in Vorbereitung. Zu den bereits restaurierten Skulpturen gehören mehrere Hauptwerke der Sammlung, wie die Maria mit dem Kind und vier Cherubinen von Donatello oder die Büste einer Prinzessin von Neapel von Francesco Laurana (Abb.). Unter den Werken in Bearbeitung befinden sich die Schildträger von Tullio Lombardo, zwei Schlüsselwerke der venezianischen Bildhauerei, die aufgrund der tiefgehenden Zerstörung des Marmors durch Feuereinwirkung seit Jahrzehnten im Depot lagerten. Nach Strukturfestigung des Steinmaterials können sie jetzt stehend präsentiert werden. Peu à peu werden die restaurierten Kunstwerke wieder in die Sammlung integriert. Im Puschkin-Museum gehen die Arbeiten ebenfalls gut voran, und Kollegen in Berlin und Moskau stehen in regem Kontakt miteinander. An beiden Orten und in gemeinsamer Absprache werden Ausstellungen der restaurierten Skulpturen geplant.

Dr. Julien Chapuis

Abbildungen:

Francesco Laurana, Büste einer Prinzessin von Neapel. Nach und vor der Restaurierung