Kumme aus dem Foscari-Service mit Seelandschaft und Familienwappen Porzellanmanufaktur Meissen, um 1740
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung
Wie schon sein Großvater, August der Starke, und sein Vater, August III., bereiste der sächsische Kurprinz Friedrich Christian (1722–1763) auf seiner Grand Tour in den Jahren 1738 bis 1740 Italien. Nach einer längeren Kur des an Skoliose leidenden Thronfolgers am Golf von Neapel und einem Besuch Roms hielt sich der Prinz sechs Monate lang in Venedig auf. Als Dank für die gastfreundliche Aufnahme übersandte August III. eine Reihe Meissener Tee- und Kaffeeservice an bedeutende venezianische Familien. Die aufgemalten Wappen zeichnen sie als individuell angefertigte persönliche Geschenke des polnischen Königs und sächsischen Kurfürsten aus. Ein besonders prächtig bemaltes Service gebührte dem Historiker, Philosophen und Diplomaten Francesco Foscari (1704–1790), in dessen Palais am Canal Grande der Prinz und seine 42 Personen zählende Entourage beherbergt war. Alle Serviceteile sind mit umlaufenden Seelandschaften bemalt, wobei der niedrige Horizont die prominente Platzierung des Wappens vor blauem Himmel erlaubt. Graphische Blätter mit den beliebten Seestücken etwa nach Johann Wilhelm Baur (1607–1640) oder Stefano della Bella (1610–1664) dienten den Porzellanmalern als Vorlagen. In Meissen wurden sie auch als „Kauffahrteien“ geführt, da sie den neuen weltumspannenden Warenverkehr zu Schiff implizierten. Hafenszenen mit Segelschiffen, die Gewürze, Seidenstoffe, Porzellan und andere exotische Luxuswaren aus weit entlegenen Weltgegenden brachten, eigneten sich bestens als Motiv für einen venezianischen Patrizier. Neben den Kannen bieten Kummen – Schalen zum Ausschwenken der Teekoppchen – die größte Malfläche und gehören zu den mit besonderer Sorgfalt gestalteten Prunkstücken der Tee- und Kaffeeservice. Auf der Kumme des Foscari-Service bilden dunkel gehaltene Figurengruppen im Vordergrund einen reizvollen Kontrast zur weiten Bucht mit Blick auf das Meer. Die in der Qualität ihrer Bemalung herausragende Kumme konnte mit Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Rudolf-August Oetker Stiftung erworben werden und ergänzt in der Dresdner Porzellansammlung einen Schokoladenbecher und ein Koppchen mit Unterschale aus demselben Service. Mit ihr kehrt eine königliche Gabe als Zeugnis für die besondere Rolle des Meissener Porzellans in der sächsischen Diplomatie an ihren Ursprungsort zurück.
Frau Dr. Weber
Abbildungen: Meißener Kumme aus dem Foscar-Service, Porzellan, D 16,7 cm, Inv.-Nr.:PE 8296
©Staatliche Kunstsammlungen Dresden