Lebensfreude - Teilfreilegung eines Wandgemäldes von Gerhard Richter im Deutschen Hygienemuseum

Deutsches Hygiene -Museum, Dresden

Die partielle Freilegung von Richters Diplomarbeit aus dem Jahr 1956 hat begonnen.
Auf einer Pressekonferenz im Deutschen Hygiene-Museum wurde heute über den Beginn der partiellen Freilegung des Wandgemäldes „Lebensfreude“ von Gerhard Richter informiert. Das Gemälde des heute weltberühmten Künstlers war im Jahr 1956 in einem Treppenhausfoyer des Museums entstanden. Der damals 24-jährige Richter schloss mit dieser Arbeit sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ab. Die ca. 63 m² messende Diplomarbeit war 1979 überstrichen worden und danach in Vergessenheit geraten. Die jetzt begonnene Teilfreilegung des Gemäldes erfolgt in den nächsten Monaten im Rahmen einer öffentlich einsehbaren Schaurestaurierung. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Projekt der Stiftung Deutsches Hygiene Museum und der Wüstenrot Stiftung in Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Die begleitenden Vermittlungsmaßnahmen unterstützt die Ernst von Siemens Kunststiftung durch eine Förderung.
Für die Durchführung der Freilegungsarbeiten wurde im Treppenhausfoyer eine deckenhohe Einhausung errichtet, in der sich das Arbeitsgerüst für die Restaurator:innen Albrecht Körber und Susann Förster befindet. Da die Farbschichten, die das Gemälde überdecken, mit Chemikalien angelöst werden müssen, musste zum Schutz der Restaurator:innen und des Publikums zusätzlich eine Abluftanlage installiert werden. Durch eine Plexiglasscheibe können die Besucher:innen dem Fortschritt der Arbeiten in den nächsten Monaten zuschauen. Technisch stellt die Teilfreilegung die Restaurator:innen vor Herausforderungen, da sich kein Schutzfirnis auf der Malschicht des Gemäldes befindet. Voruntersuchungen ergaben, dass bei der Übermalung 1979 als Haftvermittler zwischen dem Gemälde und einer Latexfarbe ein grau eingetöntes Alkydharz direkt auf die ungeschützte Malerei aufgestrichen wurde. Hierauf folgten im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche weitere Anstriche. Die oberen Farbschichten bis zum Alkydharz lassen sich mit den üblichen Restaurierungsverfahren entfernen. Für diese letzte zu entfernende Schicht muss jedoch ein Lösemittelgemisch zum Einsatz kommen. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass das kaum in Lösung zu bringende Alkydharz mit dieser nass-chemischen Technik angequollen und in diesem Zustand abgenommen werden kann. Eine besondere Schwierigkeit besteht darin, dass die ermittelte Einwirkdauer der Lösemittelkompressen genau eingehalten werden muss, um keine Schäden an der sehr sensiblen Malschicht zu verursachen.


Abbildungen

© Sammlung Deutsches Hygiene-Museum, ohne Datierung
für das Wandgemälde: © Gerhard Richter 2024 (01022024), courtesy Gerhard Richter Archiv Dresden