Leo von Klenze, Osteingang der Alten Pinakothek
Osteingang der Alten Pinakothek, München
Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich der alleinig genutzte Eingang zur Alten Pinakothek in der Barer Straße, auf der (schmalen) Ostseite des Gebäudes. Im Zuge der auch inneren Neuordnung des Gebäudes nach Beseitigung der Kriegsschäden war dieser Zugang jedoch verschlossen worden.
Klenze hatte das einstige Hauptportal zur Stadt München hin ausgerichtet, gleichsam als das eigentliche Antlitz der Pinakothek. Zwei Löwenskulpturen bezeugen noch heute den einstigen Rang dieses Zutritts zu den Alten Meistern. Heute richtet sich diese ehemalige Hauptfassade Klenzes zur Pinakothek der Moderne und den dortigen Besucherströmen, wie überhaupt die Barer Straße den eigentlichen Zugang zum Kunstareal der mittlerweile drei Pinakotheken darstellt. Dabei wird jedoch der verschlossene ehemalige Haupteingang zum neuralgischen Punkt. Seine Wieder-Öffnung muss als Brückenschlag zwischen Alt und Neu verstanden werden, um so die Einheit in der Trias der Pinakotheken zu dokumentieren. Die Öffnung des einstigen Hauptportals erhält dadurch nicht nur symbolische Bedeutung, sondern auch eine besucherfreundliche neue Nutzung.
Während der in den 1950er Jahren gestaltete Zugang an der nördlichen Breitseite des Gebäudes natürlich bleiben wird, kommt dem zweiten Zugang die wichtige Funktion zu, die angrenzenden zwei Säle im Kopfbau sowie die Nordkabinette für Wechselausstellungen nutzbar zu machen und sie zu erschließen. Mit diesen neuen Möglichkeiten erhält die Alte Pinakothek zudem einen dringend benötigten weiteren Anziehungspunkt für das Publikum.
Das Architekturbüro Volker Staab, Berlin, hat mit den Museumsbauten in Nürnberg und Schweinfurt glänzend bewiesen, wie Architektur in den Dienst von Kunstwerken gestellt werden kann; auch Museumserweiterungen in Dresden und Münster tragen die bewährte Staabsche Handschrift. Sie stellt sich im Fall der Alten Pinakothek ganz in den Dienst der Sache und des Baus; zugleich sind die Planungen für das Erdgeschoß der Alten Pinakothek von größter Zurückhaltung gegenüber der Architektur Klenzes als auch der heute ebenfalls denkmalwürdig gewordenen Wiederaufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Prof. Dr. Reinhold Baumstark
Abbildung: