Lotte Laserstein, Selbstbildnis an der Staffelei 1938
Stadtmuseum, Berlin
Lotte Laserstein – sie absolvierte 1927 als eine der ersten Frauen ihr Studium an der Berliner Kunstakademie– hatte im Berlin der 1920er und frühen 1930er Jahre einen sehr hoffnungsvollen Beginn ihrer Karriere erlebt. Als Jüdin musste sie jedoch als 1937 aus Deutschland nach Schweden fliehen.
Mit diesem ersten Selbstporträt, das sie im schwedischen Exil schuf, hält die Künstlerin einen wichtigen Moment ihrer Entwicklung in einem Akt der Selbstbefragung fest: Sie fokussiert darin die Bilanz ihres bisherigen Lebens als Malerin und den Moment des Bruchs, den sie durch die erzwungene Emigration erlebte. Das Bild entstand im Sommer 1938 während der Arbeit mit dem prominenten Modell Graf Erik Trolle, d. h. in der Zeit ihres Aufbruchs in einen neuen Lebensabschnitt. Doch es sollte sich später zeigen, dass die Künstlerin und ihr Schaffen – obwohl es ihr gelang, sich in Schweden eine Existenz als Porträtmalerin aufzubauen – von den materiell und psychisch belastenden Bedingungen des Exils beeinträchtigt wurden.
Mit dem Verlassen Deutschlands war Lotte Laserstein bis vor wenigen Jahren auch aus der allgemeinen Erinnerung verschwunden. Erst der Ausstellung „Lotte Laserstein. Meine einzige Wirklichkeit“, die das Verborgene Museum Berlin in Kooperation mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin 2003/2004 veranstaltete, gelang es, ihre Kunst auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Werke von Lotte Laserstein sind weltweit in großen öffentlichen Sammlungen in Schweden, Großbritannien, den USA, der Schweiz und in Australien ausgestellt. Der Ankauf dieses Selbstbildnisses, ein Schlüsselbild im Œuvre der Malerin, für das Stadtmuseum Berlin ermöglicht nun eine dauerhafte Verankerung der Berliner Künstlerin im Gedächtnis der Stadt, der sie ihre Ausbildung und geistigen Wurzeln verdankte. Die eindrucksvolle Reihe bedeutender Künstlerselbstbildnisse der Klassischen Moderne in der Stiftung Stadtmuseum Berlin ist damit um ein wichtiges Exponat bereichert worden.
Angelika Reimer
Abbildung (Ausschnitt):
Selbstbildnis an der Staffelei, 1938
Öl auf Sperrholz, Gemäldemaß: H: 127,60 cm , B: 47,00 cm
Inv.Nr.: GS 04/14 GM
Erworben mit Unterstützung der Ernst von Siemens-Kunststiftung
und des Vereins der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Berlin
Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin