Lyonel Feininger, Windmühle auf Usedom 1927
Staatliches Museum Schwerin
Das Gemälde gibt die Blockwindmühle von Neppermin auf Usedom wieder, wozu Feininger bereits 1912 erste Skizzen anfertigt, als er die Insel besucht. In einem Brief an Adolf Knobloch bemerkt er 1917: „Die Kirche, die Mühle, die Brücke, das Haus – und der Friedhof – haben mich seit Kindheit an mit tiefen, andächtigen Gefühlen erfüllt. Sie sind nämlich sinnbildlich, ich bin mir hierüber erst seit diesem Krieg (dem Ersten Weltkrieg, Anm. d. Verfassers) klar geworden, warum ich sie im Bild darstellen muss …“.
Das Sujet der Mühle zählt somit zu Feiningers bevorzugten Themen. Zwar verweist es einerseits auf ein eher traditionelles Motiv der Landschaftsmalerei, zumal ganz offensichtlich Bezüge zu niederländischen Prospekten des 17. Jahrhunderts – etwa von Rembrandt und Ruisdael - bestehen, doch wird andererseits das Thema unter den Bedingungen einer modernen, abstrahierenden Bildsprache völlig neu realisiert. Angeregt durch den Konstruktivismus der 1920er Jahre schildert Feininger die Mühle wie auch den Himmel durch sich überlagernde Flächen. Die transparente, unbestimmbare Farbigkeit ermöglicht die Konvergenz von Fläche und Raum.
Indem die Windmühle auf Usedom topographische Bezüge zum Land Mecklenburg-Vorpommern aufweist, das Bild sich gleichermaßen in die historische Sammlung der Niederländer wie der klassischen Moderne des Staatlichen Museums Schwerin einfügt, hier insbesondere mit Werken von Picasso und Jawlensky sowie den Malern der Künstlerkolonien in Schwaan (Bunke, Bartels) und Usedom (Manigk, Wegehaupt) in einen Dialog tritt, stellt das Gemälde eine substanzielle Erweiterung der Schweriner Gemäldesammlung dar.
Dr. Gerhard Graulich
Abbildung: