Mackes Frau trägt Hut
LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Die Frau des Künstlers mit Hut gehört mit zu den eindrucksvollsten Werken, die der Künstler August Macke von seiner Frau geschaffen hat. Seine Fähigkeit, die Farben zum Leuchten zu bringen und sein sicheres Gespür für Komposition und Farbe kommt in dem Porträt zum Ausdruck. Entstanden 1909 während eines Aufenthaltes am Tegernsee, zeigt es die junge Frau des Künstlers von vorne, bekleidet mit einem grünen, kleinen Hut mit blauem Band und weißer Feder. Ein grünes Kleid, eine Bernsteinkette und eine violette Jacke vervollständigen ihre Erscheinung.
Das Porträt aus dem Jahr 1909 war ursprünglich als Kniestück konzipiert, bis es vom Künstler immer weiter verkleinert wurde und nur der enge Bildausschnitt des Kopfes übrig blieb. Es steht zudem beispielhaft für Mackes sich verändernde Malweise in den Jahren 1909 und 1910. Zu diesem Zeitpunkt löst sich der Künstler vom Zeichnerischen und Skizzenhaften hin zu einer vereinfachenden Formbildung, welche einzelne Flächen zusammenfasst und Details zugunsten einer überschaubaren Flächenform aufgibt. Inspiriert durch die französischen Fauves, deren Arbeiten Macke darin bestärkten, die Formen überschaubar und präsent zusammenzufassen, zeichnet sich das Porträt Elisabeths durch seine optische Intensität aus, die durch das Vor- und Zurückspringen der aneinandergrenzenden, farbigen Flächen vor dem hellen Hintergrund hervorgerufen wird. Die Lichteffekte infolge einer starken künstlichen Beleuchtung und die kräftigen, schillernden Farbtöne weisen deutlich auf einen Einfluss Degas‘ hin. Macke hielt sich, nicht zuletzt durch sein vorherrschendes Interesse für die französische Malerei hervorgerufen, mehrere Male in Paris auf und ließ sich dort inspirieren.
Seine Frau Elisabeth saß Macke nicht nur für zahlreiche Bilder Modell, sondern wurde auch zur Inkarnation seiner Frauengestalten, und die Darstellungen von ihr nehmen eine Sonderstellung innerhalb der Porträtarbeiten des Künstlers ein. Neben der Figur oder Halbfigur, den Mutter-und-Kind Darstellungen ist sie auch Modell für die Figur im Raum oder im Freien: „Er war glücklich, in mir ein brauchbares Modell gefunden zu haben, denn er hasste es, sich mit stumpfsinnigen Mädchen abzugeben, die keine harmonische Bewegung aus sich machen konnten und mühselig zurechtgestellt werden mussten. Aus dieser ersten Zeit stammen die beiden Porträts von mir, eines mit lila Mantel im grünen Velourhütchen ...“, so erinnert sie sich in ihren Schriften (Elisabeth Erdmann-Macke, Erinnerungen an August Macke, 1987, S. 132).
Dr. Tanja Pirsig-Marshall
Abbildung: August Macke: Frau des Künstlers mit Hut, 1909, Öl auf Leinwand, 50,2 cm x 43,5 cm.