Marmorbüste des Philosophen Metrodor
Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek
Metrodor war Schüler und engster Vertrauter des Epikur, Gründer der nach ihm benannten Philosophenschule. Wohl erst nach seinem Tod (278/277 v. Chr.) wurde Metrodor mit einer lebensgroßen, bronzenen Sitzstatue geehrt, die den Philosophen thronend, d.h. als Lehrer, darstellte. Diese griechische Gewandstatue ist heute verloren. Erhalten blieb jedoch eine Replik, leider ohne Kopf aus der römischen Kaiserzeit. Wie der Verlauf des über den Rücken geführten Mantel beweist, gehörte ursprünglich auch das neu erworbene Porträt zu einer überlebensgroßen Sitzstatue.
Offensichtlich war Metrodor in der römischen Kaiserzeit sehr beliebt. Rund zwanzig Repliken seines Porträts sind heute erhalten, die eisten allerdings von minderer Qualität. Das Bildnis der Glyptothek zeichnet sich hingegen durch die feinteilige und stoffliche Modellierung des Gesichts aus, das Haupthaar ist differenziert gearbeitet. Mit der feinen Strähnung des Bartes suchte der Marmorbildhauer sogar den Bronzecharakter des Vorbildes nachzuahmen. Der leicht, wie zum Sprechen geöffnete Mund zeigt die obere Zahnreihe - ein ungewöhnliches Detail, das an allen bisher bekannten Kopien fehlte und für die Exaktheit dieser exzellenten Bildhauerarbeit spricht. Typisch für das griechische Bildnis, zeigt auch das Metrodor-Porträt nicht das wirklich naturgetreue Aussehen des Philosophen. Das äußere Erscheinungsbild sollte seine Bedeutung und das Wesen der Lehre Metrodors ausdrücken.
Raimund Wünsche.
Abbildung: ©Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, München
Bildnis des griechischen Philosophen Metrodor
Römische Kopie des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach dem Vorbild eines griechischen Bronzebildnisses des 3. Jahrhunderts v. Chr.