Max Beckmann, Ausblick aus der Villa Romana (sonnig), 1907

Kunstsammlungen Chemnitz

Max Beckmann war nicht einmal 23 Jahre alt, als er 1906 mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet wurde, der ihm einen halbjährigen Aufenthalt in Florenz - von November 1906 bis April 1907 - ermöglichte. Von seinen sieben damals entstandenen Werken ist derzeit der Verbleib nur von drei Gemälden bekannt. Eines ist „Ausblick aus der Villa Romana (sonnig)“.

Beckmanns damaliges Atelier in der Villa Romana bot einen wunderbaren Blick über die Arnostadt im Tal bis nach Fiesole an den Ausläufern des Appeningebirges, den der Künstler in dem Gemälde „Ausblick aus der Villa Romana (sonnig)“ festhielt, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen. Vielmehr sind die Häuser, die graue, braune und violette Landschaft und die sich am Himmel ballenden Wolken als abstrakte bildnerische Einheiten behandelt. Dem Künstler geht es weniger um die Wiedergabe einer konkreten Topographie, als um Farbe, Komposition und Raumverteilung. Damit bewegt er sich im ästhetischen Umfeld der Berliner Sezession, mit der er 1906 zum ersten Mal ausgestellt hatte. Und doch deuten sich in der Dramatik der Wolkenbewegung und in den unklaren Raumverhältnissen, die durch Wegfall des Bildvordergrunds entstehen, bereits Tendenzen an, die den Künstler nach dem Ersten Weltkrieg zu einem der Wegbereiter der Moderne machten.

Max Beckmann stellte 1912 zum ersten Mal innerhalb der 4. Graphischen Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes im Chemnitzer Museum aus. Eine vielbeachtete Einzelausstellung des Künstlers fand 1926 statt. Insgesamt war Beckmann in Chemnitz bis 1933 in sieben Ausstellungen vertreten. 79 seiner Druckgraphiken wurden in dieser Zeit für die Chemnitzer Sammlung erworben, von denen sich heute, bedingt durch die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“, nur mehr zehn Graphiken im Bestand des Museums befinden. Umso erfreulicher, dass ein jahrzehntelanger Wunsch - der Erwerb eines Gemäldes von Max Beckmann - mit seinem „Ausblick aus der Villa Romana (sonnig)“ erfüllt wurde.

Brigitta Milde

Abbildung:

Max Beckmann (1884-1950), Ausblick aus der Villa Romana (sonnig), Florenz, 1907
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