Max Beckmanns Große Buhne, 1905

Museum der Bildenden Künste Leipzig

Das Gemälde Große Buhne des gebürtigen Leipzigers Max Beckmann aus dem Jahr 1905 zählt zu den bedeutenden malerischen Arbeiten innerhalb seines Frühwerks. Es gehört zu einer Gruppe von Gemälden, die während eines Sommeraufenthalts in Agger (Dänemark, Jütland) im Jahr 1905 entstanden sind.

Die Landschaftsmalerei war von Beginn seiner Laufbahn an ein wichtiges Thema für Beckmann. Innerhalb der Landschaften spielen die Strand- und Meeresszenen eine besondere Rolle, das Motiv hat ihn sein ganzes Leben lang fasziniert. Frühe Bilder von Badenden zeigen den Einfluss Max Liebermanns. Beckmanns Strand- und Meeresbilder, oftmals von Figuren bevölkert, gehen stets über das realistische Abbilden eines Natureindrucks hinaus. Rasch wird die Begegnung des Menschen mit dem Meer und seiner urtümlichen Kraft auch als eine existentielle Grenzerfahrung aufgefasst.

So verhält es sich in dem Frühwerk Große Buhne, das bereits durch das große Format und die dynamische Komposition auffällt. Am Ende der aus starker Untersicht gesehenen Buhne steht, kaum noch erkennbar, eine menschliche Figur vor dem unendlichen Naturraum. Hiermit knüpft Beckmann an die Tradition der romantischen Malerei eines Caspar David Friedrich (Mönch am Meer) an. Beckmanns Auffassung von der Unergründlichkeit der Natur im Gegensatz zur menschlichen Existenz und Zivilisation tritt hier bereits markant vor Augen. Die Buhne, eine hölzerne Konstruktion zum Küstenschutz, wird allegorisch überhöht und zugleich als fragiles Bauwerk angesichts des Meeres präsentiert.

Das Gemälde Große Buhne befindet sich bereits seit 1993 als Dauerleihgabe im Museum der bildenden Künste Leipzig. Es wird seit der Eröffnung des Museumsneubaus 2004 im „Beckmann-Saal“ präsentiert, der einen Bogen vom Frühwerk bis zu den letzten Gemälden aus dem Todesjahr Beckmanns in New York sowie plastischen Arbeiten des Künstlers spannt. Die Mehrzahl der hier präsentierten Werke sind Dauerleihgaben aus dem Nachlass von Mathilde Q. Beckmann, aus dem weiterhin rund 360 Zeichnungen Max Beckmanns in der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste stammen. Dank dieser Leihgaben kann das Werk Beckmanns in seiner Geburtsstadt in vielfältiger Weise präsentiert und erforscht werden.

Dr. Jan Nicolaisen

Abbildung:

Max Beckmann (1884-1950)
Große Buhne
Öl auf Leinwand
80 cm x 159,5 cm
© Museum der bildenden Künste, Leipzig