Melchior I Gelb, Silberner Tafelbrunnen mit Neptun und Bacchus, um 1652-1653
Hessisches Landesmuseum
Der Tafelbrunnen zählt durch die sinnreiche Komposition, die meisterhafte Treibarbeit und den bewegten plastischen Figurenschmuck zu den herausragenden Silberwerken des deutschen Frühbarocks. Er hebt sich von anderem großen Tischgerät der Zeit durch seine Funktion als Gefäß zum Mischen von Wein und Wasser ab. Vorbilder aus Glas und Bergkristall sind von den Höfen in Mailand und Florenz überliefert.
Die Anfertigung solch hoher prunkvoller Weinmischgefäße aus Silber war eine Spezialität von Melchior I Gelb. Der Funktion entsprechend sind in einer unteren Zone der Wassergott Neptun in einer Muschel stehend und in einer oberen Zone der Weingott Bacchus auf einem Fass reitend dargestellt. Dazwischen kniet auf einem Hummer die Meeresgöttin Leucothea und schützt den über das Meer reisenden Bacchus vor den überschlagenden Wogen; ein Schwan kündet das nahe Ufer an. Dargestellt ist hier die aus der Antike bekannte Erzählung von der glücklichen Meerfahrt des Bacchus, der den Wein nach Europa bringt.
Drei weitere, fast identische Gefäße von der Hand Melchior Gelbs sind mit fürstlichen Provenienzen heute noch erhalten. Das Kasseler Exemplar gelangte vermutlich aus dem Erbe des prunkliebenden Fürsten Friedrich Casimir von Hanau in den Besitz der Landgrafen von Hessen, die es spätestens 1779 dem Museum in Kassel übergaben. Vermutlich in Unkenntnis seiner kulturhistorischen Bedeutung wurde der Tafelbrunnen 1927 veräußert und konnte erst jetzt aus dem Ausland zurückerworben werden.
Ekkehard Schmidberger
Abbildung: