Mittelalterliche Objekte für die Ausstellung Lübeck 1500, 1500/1520
Lübecker Museen, Annen-Museum, Lübeck
Das St. Annen-Museum in Lübeck feiert 2015 ein doppeltes Jubiläum: seinen 100sten Geburtstag und die 500jährige Weihe der ehemaligen Klostergebäude, in denen sich das Museum heute befindet. Den bedeutendsten Sammlungsbestand bildet das mittelalterliche Inventar, das der Stadt im frühen 19. Jahrhundert von den Lübecker Kirchen übertragen wurde. Allein 26 mehr oder minder vollständig erhaltene Altaraufsätze bieten einen deutschlandweit einzigartigen Überblick über die künstlerische Entwicklung eines Kunstzentrums. Diese stadtgeschichtlich orientierte Sammlung ist von internationaler Bedeutung. Als führende Macht im Hansebund war Lübeck im Mittelalter der zentrale Umschlagsplatz in einem riesigen Handelsnetz und damit hochattraktiv für die Ansiedlung von Künstlerwerkstätten. Von hier aus wurden ihre Werke in ein Gebiet exportiert, dass von Island bis Nowgorod reicht.
Diese enorme Bedeutung als mittelalterliches Kunstzentrum steht im Mittelpunkt der Jubiläumsausstellung des St. Annen-Museums. Ausgehend von den reichen hauseigenen Beständen will die Ausstellung in Gegenüberstellung mit Leihgaben die hohe Qualität, künstlerische Leistungsfähigkeit und Breitenwirkung der hiesigen Werkstätten demonstrieren. Dies betrifft nicht allein den eigenen Sammlungsschwerpunkt, den für die Altaraufsätze angefertigten Skulpturen und Malereien, sondern auch die Goldschmiedekunst und den Buchdruck. Die Ausstellung umfasst einen Zeitraum von etwa acht Jahrzehnten, beginnend mit den Jahren um 1460 mit dem Auftauchen zweier der bekanntesten Lübecker Künstler des Spätmittelalters, Bernt Notke und Hermen Rode, bis in die Zeit um 1540, ein Jahrzehnt nach Einführung der Reformation, die einschneidende Bedeutung für die Arbeit der hiesigen Künstler hatte.
Aufgrund der komplexen konservatorischen Anforderungen wurden die in der Dauerausstellung befindlichen Werke größtenteils an ihrem Ort belassen und – im Fall der Altarretabel – durch das Klappen der Flügel in den jeweiligen Gesamtzusammenhang von Bildschnitzerei oder Malerei einbezogen. In einigen Fällen erforderte das Konzept aber auch eine Translozierung aus der Dauerausstellung in den Bereich der Sonderausstellungsräume. Hierfür waren durchgreifende Restaurierungs- und Sicherungsmaßnahmen erforderlich, die das Bewegen und sichere Aufstellen der Werke ermöglichen sollten. Die erfolgten Maßnahmen sind in allen Fällen nachhaltig angelegt, d.h. sie erlauben eine Wiederaufstellung der betreffenden Werke in einer unter konservatorischen Gesichtspunkten optimalen Weise, die an ihrem angestammten Ort bisher so nicht möglich war.
Dr. Jan Friedrich Richter