Museé d’Art Moderne, Département des Aigles, Section Publicité
Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
1968 begann Broodthaers mit dem Projekt eines fiktiven Museums, dem „Musée d’Art Moderne/Département des Aigles“. In seiner Brüsseler Wohnung hatte er, als Reaktion auf die Besetzung des Palais des Beaux-Arts, eine erste Sektion des Museums eingerichtet. Zu sehen waren leere Transportkisten, Postkarten berühmter Kunstwerke sowie vor dem Haus ein LKW-Transporter. Sukzessive entwickelte Broodthaers weitere Museums-Sektionen. Den Abschluss bildeten die „Section Publicité“ und die „Section d’Art Moderne“, die er auf der Documenta V 1972 und auf der Dokumenta X 1997 in Kassel zeigte.
Das „Musée d’Art Moderne/Departement des Aigles, Section Publicité“ besteht aus einem rechteckigen Raum aus Holzkonstruktionen, der außen und innen als Ausstellungsfläche genutzt wird. Der Blick fällt zunächst auf einen vergoldeten Bronzeadler, der als Emblem und Museumslogo am Eingang platziert ist. Darunter sind zwei Schrifttafeln angebracht, deren eine (0 Mélancolie Aigre Château des aigles) sich auf den Adler bezieht und deren andere (5 Musée d’art moderne PUBLICITE) als die fünfte Sektion des Museums die Werbeabteilung benennt. Ein goldener Schriftzug (gegründet im Jahre 1968 - fondé en 1968) verweist auf die Gründungsgeschichte des Museums. Auf den schwarzen Außenwänden des Raums sind 19 Tafeln mit Foto-Reproduktionen zu sehen, sowie Leerrahmen und ein Feuerlöscher. Innen befindet sich ein abgedunkelter Raum, in dem zwei Diaprojektoren 160 Dias zeigen, die das Erscheinungsbild des Adlers in der Geschichte und in der Reklame thematisieren.
Broodthaers bezieht sich auf Duchamp und Magritte. Diese Tradition bleibt kennzeichnend für seinen ironischen Umgang mit der Kunst und ihren Institutionen. Broodthaers verifiziert die Verwendung bestimmter Elemente in der Geschichte, in der Werbung, in der Umgangssprache und macht den Transfer der Zeichen in einem anderen Zusammenhang sichtbar. Das konzeptuelle Werk besticht durch die Sinnfälligkeit des Materials und durch die Strenge der Anordnung. „Section Publicité“ regt an, über die Funktion von Bildern und Werbung sowie über die Aufgaben des Museums als Institution nachzudenken. Es ist eine Recherche über die intellektuelle und visuelle Befindlichkeit einer zunehmend komplexer werdenden Welt von Zeichen und Metaphern.
Volkmar Essers
Abbildung: