Muss nicht mehr jede Münze zweimal umdrehen: Münzkabinett in Gotha erwirbt historische Pretiosen zurück

Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Anfang des 18. Jahrhunderts stieg das Friedensteinische Münzkabinett zu einem der bedeutendsten in Europa auf: 1712 konnte Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676–1732) die seinerzeit schon bedeutende Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt (1653–1716) für 100.000 Taler erwerben. Die Neuerwerbung der etwa 18.000 bedeutenden Münzen und Medaillen führte zu einer Ausgliederung der Sammlung aus dem räumlichen und sachlichen Kontext der Kunstkammer und zur Einrichtung eines eigenen prachtvollen Münzkabinetts im Ostflügel des Schlosses, das sich bis heute erhalten hat. Die Pflege der ehernen Pretiosen als hochgeschätzte „Histoire Metallique“ nahm am Gothaer Hof einen besonderen Stellenwert ein, der unter anderem durch die wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation der Schätze über Jahrhunderte belegt ist. Noch heute zeugt davon die ansehnliche numismatische Bibliothek der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein. Dank des Sammeleifers wies das Kabinett schon bald einen Umfang von ca. 120.000 Münzen und Medaillen auf, doch fand der Glanz der Sammlung 1945 ein Ende: Um die Sammlung vor dem Zugriff durch die Trophäenkommission der Sowjetunion zu schützen, wurden ca. 16.000 der prachtvollsten, überwiegend goldenen und teilweise weltweit einmaligen Pretiosen von Gotha nach Coburg verbracht. Die verbliebene Sammlung gelangte tatsächlich nach Russland, wurde allerdings 1956 und 1958 zum überwiegenden Teil zurückgegeben. Dank der Unterstützung vieler gelang es, den größten Teil der einmaligen historischen Pretiosen zurückzuerwerben und dem Münzkabinett eingliedern, das damit wieder zu einer der führenden deutschen und europäischen Sammlungen geworden ist. Von internationaler Bedeutung ist dabei die Sammlung nicht nur um ihrer selbst willen, sondern vor allem durch ihren historischen Wert, der sich im Verbund mit der erhaltenen numismatischen Bibliothek und den historischen Katalogen erschließt. Die Zukunft erfordert nun, das Münzkabinett nicht nur über Ausstellungen einem breiten Publikum zu öffnen, sondern die Sammlung und deren Geschichte auch detailliert zu erforschen.

Martin Eberle

Abbildung:

Münzen aus dem Münzkabinett auf Schloss Friedenstein Gotha, 16. Jh., zum Teil Gold, © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha