Nicht nur den heiligen Patronen sei Dank: Restaurierung und Rückkehr des Roggenburger Konventbildes, 1768
Prämonstratenser-Kloster Roggenburg
Das Roggenburger Konventbild zeigt den gesamten Konvent des Reichsstiftes Roggenburg vor den hl. Patronen des Prämonstratenser-Ordens. In der Mitte kniet Abt Georg Lienhardt. Er hält den Heiligen eine Ansicht der Klosteranlage entgegen. Auf einer Wolke steht die Jungfrau Maria als Immaculata. Neben ihr sitzt der hl. Augustinus mit dem flammenden Herzen und der Ordensregel. Links steht der hl. Ordensgründer Norbert von Xanten, rechts kniet der hl. Johannes der Täufer. Im Vordergrund steht eine Opferschale mit brennenden Kohlen. Zwei Engel am oberen Bildrand tragen die wichtigsten Schätze des Klosters: eine Heiligblut-Reliquie und ein Kreuzreliquiar. Die Kartusche am oberen Bildrand verkündet das Thema des Bildes: Unter diesem Patrozinium möge das neue Haus von Roggenburg blühen. Das Chronogramm ergibt die Jahreszahl 1768. Das Gemälde zeigt also den Roggenburger Konvent bei der Vollendung der barocken Klosteranlage im Jahre 1768. Unten rechts nennt eine Rocailletafel das Alter jedes der 40 dargestellten Chorherren. Das Bild ist nicht signiert, es darf aber dem Weißenhorner Maler Franz Martin Kuen zugeschrieben werden. Nach der Säkularisation im Jahre 1802 kaufte der letzte Abt des Klosters, Thaddäus Aigler, das Gemälde vom Staat zurück. Bei seinem Tod im Jahre 1823 übergab er es der Pfarrei Roggenburg. Im 19. Jahrhundert hatte es keine Verwendung mehr. So gelangte es 1883 in die Obhut des Bayerischen Nationalmuseums in München. Ab 1986 gab es Bemühungen, das Konventbild nach Roggenburg zurückzuholen. Jedoch erst mit der Wiederherstellung des Kapitelsaales wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen. Vor dem Rücktransport war eine gründliche Restaurierung des Bildes notwendig, die von den Restauratorinnen Dorothea Preyß und Corinna Pflästerer von Bildwerk Restaurierung, München, mit großem Erfolg vorgenommen wurde. So wurde es möglich, dass das Gemälde im Jahre 2011 aus München nach Roggenburg zurückkehrte. Allen Beteiligten sei sehr herzlich gedankt!
P. Rainer Rommens, Prior des Klosters Roggenburg
Abbildungen:
1 - 2 Gesamt- und Detailansicht: Franz Martin Kuen, Roggenburger Konventbild, 1768, Öl auf Leinwand, 200 cm x 450 cm © Prämonstratenser-Kloster Roggenburg