Nicht nur mit dem goldenen Löffel im Mund: Großartig vergoldeter Stuhl nach Entwürfen von K.F. Schinkel, um 1825, erworben
Stiftungen Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Die Sitzgruppe besteht aus einem Kanapee, drei Sesseln und drei Polsterstühlen. Sie hat einen außergewöhnlich guten Erhaltungszustand, die matt vergoldeten Oberflächen sind weitgehend intakt. Die außerordentlich hohe Qualität ihrer Ausführung liegt in der Vergoldung, der filigranen Schnitzarbeit sowie in der ausgereiften Konstruktion. Prinz Carl von Preußen (1801–1881) ließ sich um 1825 von Karl Friedrich Schinkel ein Landschlösschen bauen, das seinen ganz persönlichen Vorstellungen entsprach. Nach seinem Tod wurde es nur noch wenig genutzt und das Mobiliar durch Verkäufe seiner Nachfahren verstreut. Während der Jahre der deutsch-deutschen Teilung konnte Glienicke nur als spärlich möbliertes Museum präsentiert werden, an die Rückkehr authentischen Mobiliars war kaum zu denken. Das Ameublement ist nach der im Berliner Kupferstichkabinett aufbewahrten Entwurfszeichnung (Kupferstichkabinett SMB, SM 37c, Nr. 112) ausgeführt. Besondere Bedeutung liegt in der handschriftlichen Bezeichnung des Blattes „Gold purpur, Großes Zimmer“. Damit gibt Schinkel die Vergoldung, eine Farbe und einen Raumtyp vor. Hier wird der unmittelbare strukturelle Zusammenhang zwischen der Innenarchitektur und den dafür vorgesehenen Möbelstücken belegt. Räume, und ganz besonders Schlossräume, sind mit ihrer Anordnung von Fenstern, Türen und Kaminen für die Aufstellung ganz bestimmter Möblierungen angelegt. Erst im Zusammenspiel von Raumschale und Möblierung erschließt sich die ganze Bandbreite an Informationen über Raumnutzung, Persönlichkeit der Auftraggeber und Qualität der Kunstwerke. Durch den Ankauf der Garnitur bot sich die außerordentliche Gelegenheit, den Roten Salon in Schloss Glienicke mit einem Möbelensemble Karl Friedrich Schinkels zu bestücken. Gerade im Falle Schinkels lässt sich nur in wenigen Beispielen zweifelsfrei der Zusammenhang zwischen Entwurf und ausgeführtem Objekt belegen.
Henriette Graf
Abbildung:
Stuhl aus einer Sitzgruppe nach Entwürfen von K. F. Schinkel, 1825, Lindenholz (?), matt und glänzend vergoldet, Schnitzarbeiten teilweise in Holzbronze ausgeführt, Polsterung und Bezüge nicht original, H. 86,7 cm, B. 64 cm, T. 57 cm, Sitztiefe 53 cm © Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg