Otto Mueller, Zwei im Gras Sitzende (Moritzburger Seen), 1910/1911
Stiftung Wilhelm Lembruck Museum, Duisburg
Der 1874 in der niederschlesischen Kleinstadt Liebau (Riesengebirge) geborene Otto Mueller (gestorben im September 1930 in Obernigk bei Breslau) formulierte bereits 1897, nach vorzeitiger Beendigung seines Studiums an der Königl. Akademie der bildenden Künste in Dresden, das 1906 von Ernst Ludwig Kirchner in Holz geschnittene Programm der 1905 in Dresden gegründeten ›Künstlergruppe Brücke
»Ich denke: Ein Mensch, welcher von andern nichts verlangt, sondern das, was da ist, genießt und geistig verarbeitet, wird sich auch von anderen nichts abverlangen lassen, sondern ruhig weiter arbeiten, und zwar nur für die, welche wiederum genießen können, was er verarbeitet hat.« (Otto Mueller an Lotte Hauptmann in Dresden. Liebau, 13. Oktober 1897) Otto Mueller studierte fortan die Natur im Riesengebirge, auf Hiddensee (mit seinem Schriftsteller-Onkel Gerhart Hauptmann), in Italien, bei Wolfratshausen und auf Fehmarn, wo er im Jahre 1908 sein Hauptthema (mit Variationen) entdeckte: Akte/Badende in der Landschaft/im Wasser - die er, nach dem Vorbild altägyptischer Kunst, mit einfachsten Mitteln gestaltete, um »mit größtmöglicher Einfachheit Empfindung von Landschaft und Mensch auszudrücken« (Otto Mueller, 1919).
Bereits seit März 1908 in Berlin-Steglitz lebend, besuchten ihn im April 1910 Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Hermann Max Pechstein in seinem dortigen Atelier - und ernannten diesen Wegbereiter der ›Künstlergruppe Brücke‹ sofort zu ihrem »selbstverständlichen Mitglied« (E.L. Kirchner, 1913). Im Juli/August 1910 (und im August/September 1911) weilte Mueller mit Heckel, Kirchner und mit Pechstein zum gemeinsamen Aktstudium an den Moritzburger Seen bei Dresden - wo diese spontane Farbkreide-Zeichnung der beiden im Gras sitzenden weiblichen Akte entstand, darstellend seine Ehefrau, Maschka (rechts), und Kirchners Freundin, Doris Große (links).
Dr. Hans-Dieter Mück
Abbildung:
Otto Mueller (1874 – 1930), Zwei im Gras Sitzende (Moritzburger Seen), 1910/1911. Farbkreiden auf Papier, 518 x 685 mm. Rechts unten sign.; links unten bez.: K 780.
© Stiftung Wilhelm Lembruck Museum, Duisburg