Paolo Veronese, Kreuztragung, 1571
Staatliche Kunstsammlung Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister
Im Sommer 2017 konnte das 2013 begonnene Projekt zu Veroneses Cuccina-Zyklus mit der Restaurierung der „Kreuztragung“, dem letzten der vier Gemälde, abgeschlossen werden. Die umfassende Bearbeitung des Gemäldes erfolgte durch erfahrene Restauratoren im Werkvertrag unter Projektleitung der Gemälderestaurierung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Neben der Aufarbeitung der Restaurierungsgeschichte wurden umfassende Untersuchungen mittels Stereomikroskop, Röntgen-, Infrarot- und UV-Strahlung durchgeführt sowie eine Kartierung der Schadensbilder erstellt. Ferner wurden in Kooperation mit dem naturwissenschaftlichen Forschungslabor der Hochschule für Bildende Künste Dresden Querschliffe, Stratigraphien sowie Pigment- und Bindemittelanalysen angefertigt. Ein Schwerpunkt der Restaurierung der Großformate Veroneses bildete die Konservierung gelockerter Malschichtpartien. Diese konnten erst nach einer schrittweisen Reduzierung zahlreicher Firnisschichten behutsam flexibilisiert und vorhandene Hebungen niedergelegt werden. Während der Firnisabnahme galt es sensible Farbbereiche zu schützen und in stark geschädigten Zonen Altretuschen zu entfernen. Erfreulicherweise konnte an der „Kreuztragung“ im Bereich des Felsens, der in den Quellen als „großflächig übermalt“ beschrieben wird, eine weitgehend unbeschädigte Malschicht mit einer differenzierten Gestaltung in kontrastreichem Licht- und Schattenspiel wieder sichtbar gemacht werden. Dabei zeigte sich, dass es über mehrere Generationen hinweg zu einer immer weiter greifenden „Überarbeitung der Überarbeitung“ gekommen war, deren Ursache nicht in einer Beschädigung lag, sondern eher dem zeitgeschmacklich geprägten Wunsch nach einer Harmonisierung der gealterten und durch die gedunkelten Lasuren kontrastreicher wirkenden Malerei geschuldet war. An die Abnahme der Firnisschichten und alten Retuschen schlossen sich die Nachfestigung der Malschicht sowie die Kittung von Fehlstellen an. Als anspruchsvoll erwies sich die Rekonstruktion einer größeren Fehlstelle in der linken Bildecke, da Reproduktionsgrafiken hier nur bedingt aussagekräftig waren. Nach der umfangreichen Restaurierung zeigt sich, dass die „Kreuztragung“ innerhalb des Cuccina-Zyklus eine besonders malerische Bildauffassung aufweist und Veronese hier sehr leuchtende Farben verwendete. Hervorzuheben sind die im Komplementärkontrast aufgesetzten Lichter auf den Gewändern der einzelnen Personen, die die Farbigkeit zusätzlich „anfeuern“, ein Effekt, für den der große venezianische Maler so berühmt ist.
Prof. Marlies Giebe