Paul Klee, Wasserpark im Herbst, 1926

Kunstsammlungen Weimar

Das Gemälde gibt eine nächtliche Herbstlandschaft wieder, menschenleer, geheimnisvoll, durch das bleiche Licht der Gestirne und des blauschimmernden Wassers auch romantisch. Wie Klee es selbst vom Kunstwerk verlangt hat, bietet die Komposition mehrdeutige Lösungen für den Betrachter an. Paul Klee liebte die Wörlitzer Parklandschaft. Im Mai 1925 schrieb er: „Die Umgebung (Auen der Mulde) wundervoll. Schöne Parks, besonders Wörlitz!". Daher scheint „Wasserpark im Herbst“ seine Begeisterung zu reflektieren. Doch so eindeutig ist diese Annahme nicht. Die Familie Klee zog im Juli 1926 von Weimar nach Dessau um, begab sich aber sogleich auf eine Italien-Reise, von der Klee erst Anfang November zurückkehrte. Demnach dürfte der Künstler das Bild schwerlich im Herbst 1926 in Dessau geschaffen haben. Zudem arbeitete Klee stets an mehreren Bildern gleichzeitig, und dies oft über einen längeren Zeitraum. Das Werk mag im Herbst 1925 begonnen worden sein, als Klee zwischen Weimar und Dessau pendelte. Deshalb könnte es sich bei der Darstellung auch um den Weimarer Park handeln. Das Bild erinnert eher an eine enge Landschaft mit Flusstal, Hügeln und bewaldeten Berghängen als an eine offene Parklandschaft, wie der flachen Ebene von Elbe und Mulde. Zudem gibt es in Wörlitz keine hohe Bogenbrücke; wohl aber steht am Stadtrand von Weimar ein Viadukt, der das IImtal überspannt. Hier bietet sich auch eine Erklärung für die das Bild beherrschende Rottönung: Die Hänge des Ilmtals sind noch heute von den Sträuchern der Kornelkirsche überzogen, deren scharlachrote Äste weit leuchten. Entlang der Ilm stehen, wie auf dem Bild, vereinzelt Gartenhäuser und kleine Villen. Natürlich kann man Klee nicht auf eine rein topographische Wiedergabe festlegen. Dennoch ist zu bedenken, dass selbst seine abstrakten Quadratbilder jener Zeit fast immer Hinweise auf reale Gegenstände und Begebenheiten enthalten. Wahrscheinlich spiegelt „Wasserpark im Herbst“ eine ideale Parklandschaft wider; von Menschen wurde die einst wilde Natur geordnet, mit Brücken und Häusern versehen und zur Kulturlandschaft umgeformt. Dass Klee dabei Wörlitz und Weimar wieder zu einer neuen Landschaft vereint, in der sich auch die wehmütige Rückerinnerung an den Weimarer Park findet, ist möglich. Oft wurden und werden beide Städte miteinander verglichen. Die Verdoppelung einiger Bildmotive wäre hierfür ein weiteres Indiz.

Rolf Bothe

Abbildung:

Paul Klee (1879-1940), Wasserpark im Herbst, 1926
©Kunstsammlungen zu Weimar