Peter Paul Rubens, Löwenjagd und Hochzeit der Maria de Medici in Procuratione, 1621

Alte Pinakothek, München

Die Skizze ist eine der wenigen erhaltenen, beiderseits bemalten Ölskizzen von Peter Paul Rubens. Sie gewährt einen wichtigen Einblick in die Werkstattpraxis und zeigt die unterschiedlichen Arbeitsschritte des Malers.

Die Vorderseite der Ölskizze ist ein rasch gemalter Entwurf für das Münchner Löwenjagd-Gemälde von 1621. Vielfach neu ansetzend, Verworfenes übermalend, dürfte es sich hier um eine der ersten Ideenskizzen (bozzetto) des ausgeführten Gemäldes handeln. Spontan wird der Bildgedanke formuliert, die Konzentration der Modellierung liegt bei der Hauptgruppe. Das Gemälde der Löwenjagd, schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts in München nachweisbar, ist eines der schönsten und bedeutendsten Rubens-Bilder der Alten Pinakothek und ein Höhepunkt unter Rubens’ zahlreichen Jagddarstellungen.

Die Rückseite der neu erworbenen Tafel trägt eine Skizze zum vierten Bild des sog. Medici-Zyklus, Rubens’ großem Historienzyklus über Leben und Taten der Maria de Medici - „Die Hochzeit der Maria de Medici in procuratione“: Großherzog Ferdinando de Medici steckt stellvertretend für den abwesenden Bräutigam König Henri IV. seiner Nichte den Ring an den Finger. Die detailliert ausgeführte Skizze (modello) entstand zeitlich vor dem berühmten zusammenhängenden Medici-Skizzenzyklus, der seit 1729 in der Münchner Sammlung nachweisbar ist, darunter auch ein späteres Entwurfsstadium der Vermählungsszene.

In dem reichen Bestand der Rubens-Sammlung der Alten Pinakothek fehlte bislang ein für Rubens’ Arbeitsweise typischer flüchtig und skizzenhaft angelegter Bildentwurf in Öl auf Holz. Der Neuankauf ist nun doppelt glücklich, da er nicht nur eine Lücke schließt, sondern im Zusammenhang mit dem Altbestand steht. Die Skizze zur Löwenjagd und Hochzeit in Procuratione bedeutet eine der wesentlichen Bereicherungen für die Alte Pinakothek in den letzten Jahrzehnten.

Konrad Renger

Abbildung: