Picassos Femme au violon: Ein Schlüsselwerk des Kubismus in der Pinakothek der Moderne

Pinakothek der Moderne, München

Das OEuvre von Pablo Picasso bildet einen Mittelpunkt der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne. Obwohl die Sammlung singuläre Werke von der Blauen Periode bis zum Spätwerk des Künstlers umfasst, fehlte bislang ein Meisterwerk des analytischen Kubismus. In der Gegenüberstellung mit George Braques hochovaler Femme au violon von 1910 wird nun einer der prägenden künstlerischen Dialoge der modernen Avantgarde in der Pinakothek der Moderne sichtbar. Picassos Femme au violon besticht durch die monochrome Eleganz der vibrierenden, in graubrauner Strichelung ausgeführten Farbigkeit und die radikale Auflösung sowie geometrische Zerlegung von Figur und Instrument. Mit der Komposition ist im Frühjahr 1911 ein Höhepunkt der Ungegenständlichkeit im experimentellen kubistischen Schaffen Picassos erreicht.
Für die frühe Rezeption und Etablierung des französischen Kubismus in Deutschland ist das Gemälde von unschätzbarem kulturellen Wert. Femme au violon weist eine sehr illustre Provenienz und Ausstellungshistorie vor. Als Leihgabe des Pariser Kunsthändlers Daniel-Henry Kahnweiler verkörpert es 1912 die jüngsten stilistischen Entwicklungen Picassos in der legendären »Sonderbund-Ausstellung« in Köln und wird nach der unmittelbaren Erwerbung durch den Sammler und Kunsthändler Alfred Flechtheim bereits 1913 in München auf der ersten deutschen Picasso-Retrospektive in der Modernen Galerie Heinrich Thannhauser gezeigt. Nach weiteren Stationen gelangt das Werk 1927 in die berühmte Sammlung des Krefelder Textilfabrikanten Hermann Lange. Ein Jahrhundert nach seiner ersten Präsentation in München kehrt es wieder nach Bayern zurück, um die hochrangige Sammlung des Kubismus und der französischen Avantgarde in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen markant zu verstärken.

Oliver Kase

 

Abbildung:
Bildausschnitt von Pablo Picasso (1881−1973) Öl auf Leinwand 92 cm × 65 cm


Fotonachweis: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Pinakothek der Moderne, München