Porträtkopf der Pyramidenzeit, 2500 v. Chr.
Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Im Neuen Museum auf der Museumsinsel in Berlin, das Mitte Oktober 2009 – fast sieben Jahrzehnte nach seiner Zerstörung - wieder eröffnet wurde, präsentiert sich das Ägyptische Museum in thematisch gegliederten Räumen. „Dreißig Jahrhunderte“ heißt das Motto des Saales, in dem die Geschichte Ägyptens im Wandel des Menschenbildes dargestellt wird. Zwei Porträtköpfe höchst individueller Gestaltung bilden die Brennpunkte eines Ovals von Skulpturen, die den Zeitraum von 3000 v. Chr. bis in die Ptolemäerzeit repräsentieren. Der eine von ihnen, der „Berliner Grüne Kopf“, nach Nofretete die bedeutendste Porträtskulptur des Museums, ist um 400 v. Chr. geschaffen worden. Nur der Rückenpfeiler am Nacken ist ein Indiz der ägyptischen Provenienz dieses außerhalb von Zeit und Raum stehenden Meisterwerkes.
Das Gleiche gilt für sein Gegenüber, den von der Stiftung erworbenen Porträtkopf, der anlässlich der Wiedereröffnung des Neuen Museums dem Ägyptischen Museum als Dauerleihgabe überlassen wurde. Auch hier weist der Rückenpfeiler auf Altägypten. Die Kurzhaarfrisur, die den Schädel umschließt, ist durch hellbraunen Farbauftrag auf dem fast schwarzen Basalt in konzentrische Kreise gegliedert. Der Ausdruck des hoch erhobenen Kopfes wird durch die kugeligen, weit geöffneten Augen und die vollen Lippen bestimmt. Die Struktur des Schädels tritt unter der straffen Haut deutlich in Erscheinung. Auffallend ist die anatomisch differenzierte Gestaltung der Ohren.
Der Kopf, aufgrund des Rückenpfeilers einer Stand-Schreitfigur zuzuordnen, findet enge stilistische Parallelen in der Königsplastik der späten 4. Dynastie, in den Statuen der Könige Mykerinos und Schepseskaf um 2500 v. Chr.
Dietrich Wildung