Rekonstruktion eines Windfangs im Zeichen des Jugendstils
Braunschweigisches Landesmuseum
Denkt man an Jugendstil, fallen einem Künstler wie Klimt und Mucha oder Städte wie Wien, Darmstadt oder Prag ein. Aber Wolfenbüttel? Doch hier hat sich ein besonderes Zeugnis dekorativer Kunst abseits der großen Zentren erhalten: der Windfang des regional tätigen Porträtfotografen Adolf Herbst. Er überraschte seine Kunden mit einem komplett im Jugendstil gestalteten Hauseingang. Ausgeführt wurden die Gemälde vom lokalen Malermeister und Dekorationsmaler Heinrich Kindervater, datiert 1901 (Inv.-Nr. BLM 2020-57). Von diesem Windfang konnten 1978 für das Braunschweigische Landesmuseum fast alle Elemente vor dem Abbruch gerettet werden: die auf Leinwand gemalten Darstellungen, die Wandpaneelen (Lambris), zwei Türen und sogar Teile des Fußbodens. Einzelne Elemente des Windfangs wurden in die 1989 eröffnete neue Dauerausstellung des Museums wie eine Wandvertäfelung integriert. Durch die Restaurierungsmaßnahme wird der Windfang wieder als Raum erlebbar sein.
Die Maßnahmen bezogen sich auf drei Bereiche: 1. Herstellung einer freistehenden Unterkonstruktion, an denen sich die vorhandenen Elemente befestigen lassen, 2. Restaurierung der erhaltenen hölzernen Elemente und 3. Restaurierung der Gemälde. Durch die unterschiedliche Lagerung (Präsentation in der Dauerausstellung, Lagerung im Depot) mussten zudem die Gemälde und Türen mit ihren Supraporten farblich angeglichen werden. Die Unterkonstruktion und die Arbeiten an allen hölzernen Elementen übernahm die Bremer Restaurierungswerkstatt Kossann & Melching restaurieren, die Restaurierung der Gemälde die Braunschweiger Restauratorin Heike Billerbeck.
Die Arbeiten sind weitestgehend abgeschlossen und es gab bereits einen Probeaufbau in den Räumen des Museums. Eine Wand wird in diesem Jahr in einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt zu Frauen im Jugendstil in Amsterdam präsentiert, die danach in Karlsruhe und Braunschweig zu sehen sein wird. Später wird der Windfang seinen Platz in der neuen Dauerausstellung erhalten, die bereits für die voraussichtliche Wiedereröffnung des Museums 2026 nach einer jetzt beginnenden umfassenden Sanierung konzipiert wird.
Gaby Kuper, Braunschweigisches Landesmuseum
Abbildungen:
1 und 2 Gemälde von Heinrich Kindervater, 1901
Leinwand, Holz
© Braunschweigisches Landesmuseum