Restaurierung des Gemäldes „Selbstbildnis mit Heckenrose“ von Wilhelm Dodel

Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Der in Moskau gebürtige Deutsch-Russe Wilhelm Dodel (1907-1944), der seit 1918 in Dresden lebte, war 1931 bis 1933 Student von Otto Dix und früh geprägt von dessen sozialkritischen Verismus. Dodel fiel 1944 an der Ostfront, daher sind von ihm nur wenige Werke bekannt und erhalten. Herausragend sind das Bildnis der Bauhaus-Schülerin Margaret Leiteritz aus der Sammlung des Albertinum und „Kohlenträger Max“ aus dem Bestand der Nationalgalerie Berlin. Werke des kritischen Realismus und der Schüler von Dix bilden im Albertinum in Dresden einen bedeutenden Sammelschwerpunkt (Vgl. dazu „Die neue Sachlichkeit in Dresden“, Dresden 2011).

In den Jahren ab 1933 war Wilhelm Dodel vor allem mit ganzfigurigen Porträts hervorgetreten, die einem linienbetonten, für die Zeit typischen Klassizismus verpflichtet waren. Mit seinem Selbstbildnis, das bislang aufgrund seines kritischen Zustands nicht ausgestellt werden konnte, lässt sich sein Werk einordnen in die noch zu wenig erforschte Malerei der 1930er Jahre. Ein stark traditionsgebundener, klassizistischer Realismus war in dieser Zeit nicht allein in Deutschland, sondern auch in Spanien, Italien, Frankreich oder der Sowjetunion zu beobachten. Künstler der unterschiedlichsten weltanschaulichen und politischen Ansichten verfolgten teilweise sich ähnelnde Geschmacks- und Moderichtungen, die auch Idealisierung nicht ausschlossen.

Dodel, der Mitglied der Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands (ASSO) und der KPD war, suchte ein neues, ideales Menschenbild auszudrücken. Im Unterschied zu dem satirisch-kritischen, entlarvenden Blick von Dix, war für ihn eine seinen Schönheitsidealen entsprechende, positiv besetzte Ästhetik richtungsweisend, für die er Vorbilder in der Kunst aus der Zeit der Romantik, des Nazarenertums sowie in den humanistischen Idealen der Renaissance fand. Die Meister des italienischen Quattrocento und der niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts boten Dodel auch maltechnisch Anregungen. Einem epigonenhaften Manierismus aber stand sein Interesse an der Charakterisierung der Persönlichkeit des Modells und die aktuelle Zeitgebundenheit der Accessoires, Mode usw. entgegen. Ausgesprochen typisch für die Porträtmalerei um 1930 ist gleichfalls die Blumensymbolik. In Dodels Selbstporträt thematisiert die sowohl wachsend am Strauch als auch gepflückt und als Bild gezeigte Heckenrose Welten des Künstlers zwischen Natur und Abbild sowie Symbolischem.

 

Abbildungen:

1-2 Das Gemälde vor der Restaurierung. Wilhelm Dodel (1907-1944): Selbstbildnis mit Heckenrose, um 1930, Öl auf Leinwand, 170 x 88 cm, 2009 Schenkung aus Privatbesitz, Köln, Albertinum | Galerie Neue Meister, Inv.-Nr. 09/05 © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

3 Hilke Wagner, Direktorin Albertinum © SKD, Foto: Oliver Killig

4-5 Diplomrestauratorin Karen Gäbler bei der Restaurierung des Gemäldes, Foto: Peter Herzog

6 Das Gemälde nach der Restaurierung. Wilhelm Dodel (1907-1944): Selbstbildnis mit Heckenrose, um 1930, Öl auf Leinwand, 170 x 88 cm, 2009 Schenkung aus Privatbesitz, Köln, Albertinum | Galerie Neue Meister, Inv.-Nr. 09/05 © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

 

»Das große Leinwandgemälde von Wilhelm Dodel weist breite Risse in den Farbschichten auf. An den Rändern der Risse wölbt sich die Farbe und spaltet sich vom Untergrund ab. Um Farbverluste zu verhindern, müssen die Farbschichten konsolidiert werden. Das ist, aufgrund der Spannungen in diesen Schichten, eine anspruchsvolle Aufgabe, der ich mich gern stelle.«

Karen Gäbler, Diplomrestauratorin

»Die neue Sachlichkeit und der Realismus um 1930 bilden einen der Schwerpunkte im Albertinum. Wilhelm Dodel zählt zu den talentiertesten unter den linkspolitisch aktiven Schülern von Otto Dix. 1944 fiel er an der Front und wurde kaum bekannt. Dank der großzügigen Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung wird nun sein Selbstbildnis zugänglich, das bislang in gefährdetem Zustand nicht ausgestellt werden konnte.«

Hilke Wagner, Direktorin Albertinum und Birgit Dalbajewa, Oberkonservatorin Albertinum

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