Restaurierung von Werken aus der Schirmersammlung, 19. Jh.

Museum Zitadelle Jülich

Das Jülicher Museum hat seit 2001 neben der kunsthistorischen Wertigkeit der Landschaftsmalerei der Düsseldorfer Malerschule auch die Bedeutung als Quellen für die Reflexion des Kulturlandschaftswandels herausgestellt, so dass der Schirmersammlung im Kontext des Strukturwandels in der Rheinischen Braunkohlefolgelandschaft eine zusätzliche gesellschaftliche Bedeutung zukommen kann – das Museum mit seiner Sammlung als Ort des Dialoges von überzeitlichen wie aktuellen Themen gleichermaßen.

Das Gemälde von Heinrich Ludwig wurde im Rahmen der Voruntersuchungen umdatiert; unter dem Mikroskop konnte statt 1891 nun 1851 gelesen werden. Damit steht das Werk unmittelbar am Ende der Ausbildung Ludwigs bei Schirmer. Die Übernahme respektive maltechnische Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte Schirmers durch Ludwig verdient besonderes Interesse, da dieser später mit maltechnischen Schriften und die Entwicklung der Petroleummalerei hervortrat. Bezüge zu seinen Ausführungen und den im vorliegenden Werk auftretenden Problemen sind herstellbar. Für die Vermittlung von Schirmers Multiplikatorenfunktion als Ausbilder wichtiger Künstler an die Ausstellungsbesucher ist das Gemälde daher von großem Wert.

Mit dem Selbstporträt des Schirmerschülers Johannes Niessen, gewinnt eine illustre Persönlichkeit Gestalt, die in der Sammlung des Jülicher Museums mit einigen Bezügen eingebunden ist. Niessen hat Schirmer mehrfach porträtiert. Aus dem Familiennachlass der Schirmerfamilie, den das Museums 2019/20 erwerben konnte, stammt ein Porträt in der Jülicher Sammlung, eine Altmeisterkopie Niessens nach Tizian kommt dazu. Niesen hat als Direktor des Wallraf-Museums Köln Sonette auf Gemälde und Maler verfasst, darunter auch eines auf Schirmers „Italienische Landschaft“ und eines zu Schirmers Biographie anlässlich von dessen Tod 1863 (eingespielt vom Museum 2020). Mit dem Selbstporträt wäre ein Pendant zu dem Schirmerporträt präsentierbar.

Pos.4 ist ein italienisches Panorama von Valentin Ruths. Der in seiner Bedeutung bislang unterschätzte Künstler ist einer der wichtigsten Schüler Schirmers in Richtung des Naturalismus und mit mehreren Werken in der Jülicher Sammlung vertreten.

Abbildungen:
1-2 Heinrich Ludwig
Landschaft im italienischen Charakter (1851)
Öl auf Leinwand
64,5 cm x 76,5 cm x 2,5 cm

3 Johannes Niessen (1821-1910)
Selbstporträt
Öl auf Leinwand
126 cm x 78,5 cm x 1,5 cm

4 Valentin Ruths
Landschaft aus den Albaner Bergen, 1856
Öl auf Leinwand
66 cm x 99 cm x 2 cm

5 Marcell Perse M.A., Museumsleiter Museum Zitadelle Jülich
Foto: Wolfgang Schneiders, Jülich

© Museum Zitadelle Jülich

»Der erste Professor für Landschaftsmalerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Johann Wilhelm Schirmer, wurde 1807 in Jülich geboren. Das Museum Zitadelle bettet sein Werk ein in die Entwicklung der Landschaftsmalerei und thematisiert deren Bedeutung als Quellen für den Kulturlandschaftswandel. Maltechnische Befunde bei den Restaurierungsarbeiten sind medial erfolgreich in der Vermittlung präsent.«

Marcell Perse M.A., Museumsleiter Museum Zitadelle Jülich

 

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

Ernst von Siemens Kunststiftung Corona Förderlinie