Restaurierungen von Werken der klassischen Moderne zur Ausstellung „Luppes Galerie. Die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg in der Weimarer Republik“.

Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen

Während der Weimarer Republik, von 1920 bis 1933, lenkte der aufgeklärte und liberale Oberbürgermeister Dr. Hermann Luppe (1874–1945) die Geschicke Nürnbergs. Vor 100 Jahren, am 1. 4. 1921, eröffnete er die Städtische Galerie und kümmerte sich persönlich um den Aufbau einer modernen Kunstsammlung. Der Bestand sollte insbesondere einen Überblick über „gute“ neuere Kunst verschiedener deutscher Kunstlandschaften bieten. Da Luppe seinem etwas konservativen Geschmack entsprechend die Avantgarde (Kubismus und Expressionismus) kaum sammelte, ist die Qualität der Sammlung oft unterschätzt worden.

Luppe bekleidete sein Amt 13 Jahre lang und wurde 1933 von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen. In der NS-Zeit wurden die Werke mit den modernsten künstlerischen Tendenzen (wie Otto Dix) und die von jüdischen Künstlern (wie Max Liebermann) aus der Sammlung beschlagnahmt und großenteils vernichtet. Die Städtische Galerie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wiedereröffnet. Da die Sammlungen seither größtenteils magaziniert sind, ist kaum bekannt, dass dazu Werke von Künstlern wie Max Liebermann, Max Slevogt, Fritz von Uhde, Lovis Corinth, Wilhelm Trübner, Maria Caspar-Filser, Hans Purrmann, Max Pechstein, Conrad Felixmüller und Alfons Walde gehören. Daneben wurden auch bedeutende Künstler der Zeit ab 1800 gesammelt (z.B. Anselm Feuerbach, Arnold Böcklin, Wilhelm Leibl, Hans von Marées, Franz von Stuck).

Die Sammlungspolitik der Kunstsammlungen in der Weimarer Republik wird nun in einer Sonderausstellung im Stadtmuseum im Fembo-Haus thematisiert (25.6.–1.11.2021). Ein besonderes Kapitel ist der Ausstellung neuerer ungarischer Kunst von 1929 gewidmet, die auch zu etlichen Ankäufen führte (Kálmán, Fejérvary, Peczy-Pilch, Perlmutter). Die EvSK fördert großzügig die Restaurierung dieser Kunstwerke der klassischen Moderne, die lange im Verborgenen schlummerten. Zur Ausstellung erscheint ein durchgehend bebilderter Katalog (aus eigenem Budget finanziert). Wir hoffen, dass die Ausstellung dazu beiträgt, die Städtische Galerie einmal wiederzugründen.

Abbildungen:
1 Max Pechstein (1881–1955)
Fischstilleben, 1928
Öl auf Leinwand, 70,2 x 80,5 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 0968
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Andreas Curtius

2 Erzsébet Fejérvary (1887–1980)
Blumenstillleben mit chinesischer Vase, 1918
Öl auf Leinwand, 80,3 x 60,3 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 1004
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Ludwig Sichelstiel

3 Conrad Felixmüller (1897–1977)
Damenbildnis, 1932
Öl auf Leinwand, 58,5 x 67 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 1254
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Andreas Curtius

4 Hans Purrmann (1880-1966)
Apfelblüten, 1926
Öl auf Leinwand, 101,5 x 82,5 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 0949
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Andreas Curtius

5 Fritz Scherer (1877–1929)
Istrischer Hafen, 1929
Öl auf Leinwand, 40,3 x 50,3 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 1024
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Andreas Curtius

6 Maria Caspar-Filser (1878-1968)
Felicitas, 1918
Öl auf Leinwand, 92 x 95 cm
Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Inv.-Nr. Gm 0802
© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Richard Kraus

7 Dr. Andreas Curtius, Kurator der Ausstellung, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, mit Anja Eichler, Diplom-Restauratorin, Nürnberg, vor einem Gemälde von Albert Janesch: Mädchen im Maisfeld, 1927, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg.

© Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen, Foto: Martin Ammon 2021.

»Die in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts durch die Stadt Nürnberg aufgebaute Sammlung der klassischen Moderne ist seit dem Zweiten Weltkrieg größtenteils magaziniert gewesen. Die durch die EvSK großzügig geförderte Restaurierung ermöglicht nun die erstmalige Präsentation dieser zu Unrecht vergessenen Bestände. Wir freuen uns, dass mit Frau Anja Eichler eine erfahrene Restauratorin diese Aufgabe übernehmen kann.«

Dr. Andreas Curtius, Kurator für Gemälde und Skulpturen, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg

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