Restaurierungsförderung zweier expressionistischer Gemälde

Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg

Kirchner und Schmidt-Rottluff in neuem Glanz

Lehmbruck Museum Duisburg

Das Lehmbruck Museum in Duisburg beherbergt neben der herausragenden Sammlung internationaler Skulptur und Plastik auch eine bedeutende Sammlung an Meisterwerken der Malerei des deutschen Expressionismus. Eine Sonderstellung besitzt hier die Künstlergemeinschaft „Brücke“. Ihre Mitglieder, unter ihnen Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff, verband eine gemeinsame Lebenseinstellung und die Überzeugung, dass die Malerei zu einer neuen „Lebensfreiheit“ führen kann. Um dies zu erreichen, befreiten sie die Farbe von ihrer Funktion, die Natur abzubilden. Mit kräftigen Pinselstrichen und leuchtender Farbe steigerten sie die Intensität und vereinfachten die Formen.

Ein prominentes Beispiel der expressionistischen Malerei ist das Gemälde Landschaft mit Feldern von Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), das im Sommer 1911 in Norwegen entstanden ist. Die Naturtöne der Landschaft verwandeln sich in eine farbintensive, abstrakte Bildkomposition, die von dem Kontrast zwischen Grün und Rot-Orange getragen wird. Flächig schieben sich Vordergrund und Hintergrund ineinander und formieren sich zu einer tektonischen Einheit von großer Ruhe. Schmidt-Rottluff strebt nach matten Oberflächen, an denen sich das Licht möglichst diffus brechen kann.

Ernst Ludwig Kirchners (1880–1938) Gemälde Mädchen auf Fehmarn zeigt paradigmatisch einen neuen Umgang mit der Farbe, die sich an einer größeren Naturnähe orientiert. Kurze, spitze Pinselstriche fügen die Formen zu einer bewegten, rhythmisierten Landschaft mit den zwei geschwungenen Mädchenakten in ihrem Zentrum. Kirchner verwandelt ähnlich wie Schmidt-Rottluff, wenn auch mit anderen Mitteln, den Landschaftsraum in eine Flächenkomposition. So entsteht eine Harmonie, die einen Gegenpol zur Welt der Großstadt des frühen 20. Jahrhunderts bildet.

Um eine matte Farboberfläche zu erhalten, verwendeten Kirchner und Schmidt-Rottluff wenig Bindemittel und gaben außerdem Wachs hinzu, dass sie in Benzin lösten. Die radikal neue Kunst der Brücke-Maler geht mit zahlreichen Experimenten im Bereich der maltechnischen Produktion einher. In einigen Fällen resultieren diese Experimente bedauerlicherweise in einer instabilen Malschicht. So weisen beide Gemälde diverse gefährdete Malschichtbereiche und -verluste auf. Durch die Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte Dipl.-Rest. Petra Bachmann, eine ausgewiesene Spezialistin für Gemälderestaurierung, mit der Bearbeitung der beiden Werke beauftragt werden. „Um weitere Verluste zu vermeiden, sind zunächst Konservierungsmaßnahmen zur Malschichtfestigung erforderlich. Eine Festigung mit Hausenblasenleim und Wärme kann die starr hochstehenden Malschichtkanten erweichen und ein Zurück-Platzieren bzw. Niederlegen auf dem Bildträger ermöglichen. Anschließend werden die sichtbar auffälligen Kittungen und Retuschen der Ausbrüche geschlossen. Die Kittung erfolgt mit Leim-Kreide-Kitt und die Retusche wird mit Aquarell bzw. Gouache ausgeführt, je nach Oberflächenglanz des Originals. Durch die Festigung, Kittung und Retuschen wird ein einheitliches, stabiles Gesamtbild wiederhergestellt“, so beschreibt Bachmann die geplanten Maßnahmen. Im Falle des Bildes Mädchen auf Fehmarn soll zudem eine enzymatische Oberflächenreinigung durchgeführt werden.

Abbildungen:

1 Ernst Ludwig Kirchner
Mädchen auf Fehmarn, 1913
Öl auf Leinwand
125 x 90,5 cm

Karl Schmidt-Rottluff
Landschaft mit Feldern, 1911
Öl auf Leinwand, 88 x 96 cm

 

»So unbürokratisch und schnell ist uns noch nie eine Förderzusage übermittelt worden! Die wunderbare Unterstützung ermöglicht es uns, die Restaurierung von zwei Schlüsselwerken der Gemäldesammlung des Lehmbruck Museums bei der Restauratorin Petra Bachmann zu beauftragen. Karl Schmidt-Rottluffs „Landschaft mit Feldern“ und Ernst Ludwig Kirchners „Mädchen auf Fehmarn“ zählen zu wichtigsten Werken unserer Expressionisten-Sammlung.«

Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums, Duisburg

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

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