Rettung kostbarer Hohlgläser aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Bayerisches Nationalmuseum, München

Das Bayerische Nationalmuseum besitzt eine herausragende Sammlung von kostbaren Hohlgläsern. Seit Juni 2018 wird nach fast 40-jähriger Deponierung eine repräsentative Auswahl von 145 Gläsern des 17. und 18. Jahrhunderts im Obergeschoss des sanierten Westflügels präsentiert. Darunter befinden sich auch 33 chemisch instabile Gläser, die vor der Neueinrichtung fotografisch dokumentiert und feucht gereinigt worden sind. Diese reagieren sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse durch Ausbildung eines kristallinen Belags auf der Glasoberfläche, allgemein bekannt ist dieses Phänomen unter dem Begriff „Glaskrankheit“. Aufgrund dieser Tatsache wurden bei der Planung des Glas-Kabinetts für Saal 92 keine Kosten und Mühen gescheut und höchste Ansprüche an den Vitrinenbau gestellt. Die Vitrinen sind nach dem BEMMA-Schema zertifiziert worden, das international als höchster Standard zur Materialauswahl für hochwertige Museumsvitrinen zum Schutz wertvoller Kulturgüter gilt. Leider ist es trotz aller Bemühungen nicht im gewünschten Maß gelungen, die empfindlichen Gläser zu schützen. Bereits wenige Monate nach der Eröffnung waren erste Veränderungen an einzelnen instabilen Gläsern erkennbar und nach ca. einem Jahr hatte sich auf vielen Glasoberflächen ein ausgeprägter weißlicher, kristalliner Belag gebildet. Ziel der dringend nötigen Restaurierungsmaßnahme ist es nun, die kristallähnlichen Niederschläge zu entfernen, indem die übliche Reinigungsmethode im Wasserbad durch „trockene“ Verfahren ersetzt wird.


Abb. 1 Hohlgläser des Barock aus der Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums © München, Bayerisches Nationalmuseum, Foto: Dr. Matthias Weniger

Abb. 2 Steffi Wirsing-Nolte, Restauratorin M.A. © München, Bayerisches Nationalmuseum, Foto: Hans-Jörg Ranz

»Die Corona-Förderlinie ist eine großartige Geste. Wir sind daher glücklich, dass wir trotz der Krisensituation ein so wichtiges Restaurierungsprojekt kurzfristig realisieren können. Mit Steffi Wirsing-Nolte haben wir eine auf diesem Fachgebiet bestens ausgewiesene freiberufliche Restauratorin gefunden, die uns hilft ein akutes Problem anzugehen und damit den Verfall bedeutender Kunstgüter zu stoppen. «


Dipl.-Rest. Ute Hack, Leiterin der Restaurierungsabteilung des Bayerischen Nationalmuseums

Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen

Ernst von Siemens Kunststiftung Corona Förderlinie