Roentgen & Kinzing, Bodenstanduhr (Obelisk-Uhr) 1789/90

Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha

Abraham und David Roentgen zählen zu den bedeutendsten Ebenisten des 18. Jahrhunderts. David Roentgen erweiterte die 1770 übernommene väterliche Werkstatt in Neuwied am Rhein zu einem manufakturähnlichen Betrieb. Es gelang ihm, die Höfe von Paris, St. Petersburg und Potsdam als Kunden und Auftraggeber zu gewinnen.

Auf der Flucht vor der Napoleonischen Revolutionsarmee ließ sich Roentgen mit seinem kompletten Warenlager zeitweilig in der Herrnhuter Brudergemeine Neudietendorf bei Gotha nieder, was seine Geschäftsbeziehungen zum Gothaer und Weimarer Hof begünstigte. Gotha war zur Goethezeit neben Weimar das kulturelle Zentrum in Thüringen.

Zur Ausstattung der kurz vor 1800 im Residenzschloss Friedenstein eingerichteten Gemächer des Gothaer Erbprinzenpaares August und Louise erwarb der regierende Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745-1804) zahlreiche Möbel aus der Roentgen-Manufaktur, von denen nach 1945 allerdings nur ein kleiner Tisch in der Sammlung des heutigen Schlossmuseums verblieben ist.

Ausschlaggebend für den Ankauf dieser Bodenstanduhr war, dass ein nahezu identisches Exemplar zu den Gothaer Verlusten zählt. Das von Kinzing stammende Uhrwerk geht auf einen Entwurf Benjamin Franklins zurück. Die so genannte "Dreiräder-Uhr" war zu ihrer Zeit von unübertrefflicher Präzision. Lediglich zwölf in der Roentgen-Manufaktur ausgeführte Exemplare dieses Bodenstanduhr-Typs sind heute bekannt, wobei dieses als das ausgereifteste gilt.

Die Erwerbung der Uhr stellt für die Gothaer Sammlung einen besonderen Glücksfall dar.

Ute Däberitz

Abbildungen:

Roentgen & Kinzing, Bodenstanduhr (Obelisk-Uhr) 1789/90
© Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha