Römische Wandmalereien in der Villa Mechern, 2. Jh. n. Chr
Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Museum für Vor- und Frühgeschichte
1970 wurden beim Abriss der Dorfkirche im saarländischen Mechern Wandmalereien auf Mauerresten aus dem 2. Jh. n. Chr. entdeckt. Im Unterschied zu den sonst vielfach in Römervillen auffindbaren ornamentalen Dekorationssystemen zeigen diese Wandmalereien figürliche Themenzyklen – ein äußerst seltener Befund und ein herausragendes Beispiel römischer Wohnausstattung nördlich der Alpen.
Die römische Villa wurde in einer Notgrabung unter ungünstigen Wetterbedingungen ausgegraben und die Wandmalereien damals unter Zeitdruck im Stacco/Strappo-Verfahren abgenommen, was zu zahlreichen Brüchen und Rissen führte. Im Laufe der Jahre hat sich die Oberfläche zudem durch Alterung und Verschmutzung stark verändert, sodass die ursprünglichen Motive mittlerweile kaum mehr zu erkennen sind.
Im Jahr 2019 konnte mit dem ersten Abschnitt einer lange erstrebten Restaurierung begonnen werden. Bearbeitet wurden zunächst vier Wandfelder eines mehrteiligen Zyklus mit Zirkusszenen aus dem Amphitheater, der im Museum für Vor-und Frühgeschichte in Saarbrücken zu den Spitzenstücken der Römer-Abteilung zählt.
Die antiken Malereien bedürfen dabei neben der Oberflächenreinigung einer schonenden Abnahme eines alten Kunstharzüberzugs, der in den 1970er Jahren als Schutzfilm aufgetragen wurde und sich seither stark verfärbt hat. Spuren der Bergung wie überschüssige Verfüllungen und verkrustete Klebungen müssen entfernt werden. Die Risse innerhalb der Malerei sind zu ergänzen, wobei antike Originalsubstanz und moderne Retusche explizit unterscheidbar bleiben. Es gilt, die Leuchtkraft der Farben zurückzugewinnen und die figürlichen Szenen wieder erkennbar und verständlich zu machen.
Aufgrund der positiven Ergebnisse der ersten Restaurierungskampagne und der Besonderheit der Stücke sollen Zug um Zug auch die weiteren Elemente dieser kostbaren römischen Malereien bearbeitet und für die Zukunft bewahrt werden. Im Fokus stehen dabei zwei Wandfelder aus der hochrangigen Zirkusszenen-Folge, die zusammengehörig Tierhatz und Hundemeute zeigen. Nach der Überarbeitung dieser beiden Teile wird der schwarzgrundige Zyklus dann komplett restauriert und wieder als vollständiges Ensemble im Museum erlebbar sein.
Die Ausführung der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen erfordert einen Spezialisten für Wandmalerei und Putzoberflächen, der sich zudem mit antiker Freskentechnik auskennt. Wir freuen uns, hier mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung weiterhin auf die Expertise des selbstständigen Spezialrestaurators Sven Trommer zugreifen zu können.
Abbildungen:
1 Detail: Gladiatoren-Darstellung, Detail aus den römischen Wandmalereien von Mechern
2 Blick in die Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte: Der Zirkusszenen-Zyklus vor der Restaurierung
3 Während der Arbeiten am ersten Restaurierungsabschnitt
4 Dr. Kathrin Elvers-Švamberk, kunst- und kulturwissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz a.i., Foto: André Mailänder
© Stiftung Saarländischer Kulturbesitz
»Ohne die hohe Expertise und das Herzblut frei arbeitender Spezialrestauratoren können die Museen ihren Auftrag schwerlich erfüllen. Die beispielhafte Sonder-Förderlinie stützt die Kontinuität in der fundierten Erforschung und Bewahrung der uns anvertrauten Kulturgüter. Dafür gebührt ihr großer Dank.«
Dr. Kathrin Elvers-Švamberk, kunst- und kulturwissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz a.i.
Ein Projekt der Corona-Förderlinie für Selbständige in Museen und Sammlungen