Rubens' Prometheus zurück nach Oldenburg

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

Noch zu Rubens‘ Zeit erlangte die kühne Komposition des als Aktfigur sich über die gesamte Bilddiagonale erstreckenden „Prometheus“ Berühmtheit. Die Rubens-Werkstatt hatte – wie üblich – mehrere Versionen des Bildmotivs geschaffen, um die hohe Nachfrage nach Werken des Meisters zu befriedigen. Von ihnen ist neben der Oldenburger Version heute nur noch diejenige im Philadelphia Museum of Art überliefert.

1802 erwarb der Oldenburger Hofmaler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein das Gemälde, zwei Jahre später gelangte es in die Sammlung des Oldenburger Großherzogs. 1919 begann der zuvor zur Abdankung gezwungene ehemalige Großherzog Friedrich August, die wertvollsten Meisterwerke aus seiner Gemäldegalerie außer Landes zu schaffen. So gelangte auch das großformatige Rubens-Werk „über die Grenze nach Holland“, wie die empörte Oldenburger Zeitung „Volksstimme“ berichtete. In den Niederlanden wurde der „Prometheus“ schließlich von dem Industriellen Ernst Proehl erworben. Dieser war – nach den Nürnberger Gesetzen als jüdisch geltend – nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht gezwungen, das Bild zu verkaufen. 2009 konnte es an die rechtmäßigen Erben restituiert werden. Die bewegte Geschichte des Gemäldes hat Spuren an dem Werk hinterlassen, weshalb es zuletzt an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart konservatorisch untersucht wurde und sich derzeit in einem teilrestaurierten Zustand befindet.

2019 konnte das Gemälde als Leihgabe in einer Sonderausstellung im Landesmuseum Oldenburg gezeigt werden. Aus dieser Situation heraus ist es zwischen dem Museum und den Eigentümern des Gemäldes zu Gesprächen über das weitere Schicksal des Bildes und schließlich zu dem Verkaufsangebot durch die Eigentümer gekommen.

Mit dem Ankauf kehrt nach über 100 Jahren eines der 1919 verlorenen Werke in das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg zurück und wird nach einer geplanten Restaurierung wieder einen Höhepunkt innerhalb der Sammlungspräsentation in der Galerie Alte Meister im Augusteum darstellen.

Anna Heinze

Abbildungen:
1-3 Peter Paul Rubens und Werkstatt
Der gefesselte Prometheus, um 1613/14
Öl auf Leinwand
199 x 240 cm

2 Ansicht aus der Ausstellung „Götter und Helden. Mythologische Malerei im Barock und heute“ (bis zum 2. Februar 2020 im Landesmuseum Oldenburg) mit dem Gemälde „Der gefesselte Prometheus“ von Rubens und Werkstatt
(Foto: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Foto: Sven Adelaide)

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