Rudolf von Alt, Das Arbeitszimmer des Künstlers, 1905
Staatliche Graphische Sammlung München
In den letzten Jahrzehnten seines Lebens portraitierte Rudolf von Alt (1812-1905) sich mehrfach in seinem Arbeitszimmer an seinem Arbeitsplatz sitzend. Ein Atelier im eigentlichen Sinne hatte der Künstler nie, er arbeitete am hellsten Fenster des größten Zimmers seiner langjährigen Wohnung in der Skodagasse 11 in Wien. Im Jahr 1905 begann er nochmals das ihm vertraute Sujet in einem außergewöhnlich großen Format. Er malte das Zimmer und sparte eine Stelle am Tisch aus, an dem er immer saß, um zuletzt noch sein Selbstportrait einzufügen. Wenige Wochen vor seinem Tod war es ihm jedoch nicht mehr möglich, das Bild zu vollenden.
Das Aquarell wurde 1912 auf der Gedächtnisausstellung für Rudolf von Alt in der Secession Wien erstmals ausgestellt und war seither als das letzte Werk seiner Hand bekannt und berühmt. Bereits 1912 wurde vermerkt, dass Stephan Mautner, Wien, Eigentümer des Bildes war. Wahrscheinlich war der gute persönliche Kontakt des Wiener Industriellensohnes Mautner zu Rudolf von Alt selbst der Grund, dass dieses ebenso persönliche wie für Alts Werk wichtige Blatt von den Erben in Privatbesitz gegeben wurde. Stephan Mautner wollte eigentlich Künstler werden und hatte bei Rudolf von Alt Unterricht genommen. Aus familiären Gründen konnte er jedoch beruflich die Künstlerlaufbahn nicht einschlagen.
Im Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München befinden sich – neben einem umfassenden Überblick über das Werk des Künstlers – eine Reihe von Aquarellen und Zeichnungen in denen die Angehörigen oder sehr persönliche Momente aus dem Leben des Künstlers wie etwa seine Sommerfrischen zusammen mit seiner Tochter Luise in seinen späten Jahren dokumentiert werden. „Das Arbeitszimmer des Künstlers“ schließt diese Gruppe biographisch ab und gilt seit der Publikation durch Walter Koschatzky als eines der bedeutendsten Werke der Sammlung, das das nun – nach der Restitution an die rechtmäßigen Eigentümer – als Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung im Zusammenhang dieser Sammlung bleiben kann.
Dr. Andreas Strobl