Sammlung Budge, Statuette eines Feldherrn, 1712
Staatliches Museum Schwerin
Die Statuette eines Feldherrn gehört zu den frühesten plastischen Schöpfungen der 1710 gegründeten Meißener Porzellanmanufaktur. Sie besteht aus dem sogenannten Jaspisporzellan. Die Erfindung dieses später nach einem seiner Schöpfer bezeichneten Böttgersteinzeugs war 1707 geglückt – und damit vor der des europäischen Hartporzellans. Auch in China gab es ein ähnliches Material, das Yixing-Steinzeug. Nur in den ersten Jahren konnte sich das Böttgersteinzeug neben dem begehrteren weißen Porzellan behaupten. Da vorrangig Ziergefäße und Geschirre hergestellt wurden, sind Bildwerke aus dem roten Steinzeug äußerst rar.
Einen unschätzbaren Vorteil für die Manufaktur Augusts des Starken bildete die Möglichkeit, Dresdner Künstler in die gestalterischen Aufgaben einzubeziehen. So schuf offenbar Benjamin Thomae, ein Bildhauer im Umkreis von Balthasar Permoser, die Statuette eines Feldherrn, von der bereits bei der Auktion 1937 vermutet wurde, dass es sich um eine Darstellung des sächsischen Thronfolgers, Kurfürst Friedrich August II., den späteren König von Polen, handele. Die um 1712 entstandene Figur zeigt den etwa 16-Jährigen in fast kindlicher Jugendlichkeit. Sowohl das rundliche, fein modellierte Gesicht als auch die Unentschiedenheit zwischen Schreiten und Stehen bewirken den Eindruck eines heranwachsenden Dargestellten.
Die Statuette stammt aus der vor allem an europäischem Kunsthandwerk reichen Sammlung der Jüdin Emma Budge. In Anerkennung des äußerst repressiven Umgangs mit der jüdischen Familie Budge während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Statuette und zwei Fächer gleicher Provenienz am 5. Februar 2001 durch das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen Ludwigslust der Jewish Claims Conference zugesprochen. Der anschließend zwischen dieser und dem Staatlichen Museum Schwerin abgeschlossene Leihvertrag vereinbarte zunächst den Verbleib der Kunstwerke in Schwerin. Spätere Gespräche über einen dauerhaften Verbleib in Schwerin mündeten nunmehr in einer einvernehmlichen Einigung, die den Ankauf durch das Staatliche Museum Schwerin ermöglichte.
Dr. Karin Annette Möller