Sardische Bronzevotive

Archäologische Staatssammlung, München

Beide Hirten sind nur mit einem kurzen Rock bekleidet, über der linken Schulter tragen sie ein Tuch mit spitzen Enden. Jeder von ihnen stützt sich auf einen langen Stab (der eine ist oben abgebrochen). Möglicherweise stellen die beiden Männer Vater und Sohn dar: Der ältere Hirte hält seine übergroß wiedergegebene Hand vor die Brust, der jüngere trägt in seiner Rechten eine (schwer deutbare) Opfergabe.

Es handelt sich um Votivfiguren, wie sie in der Nuraghenzeit Sardiniens (um 1500 - 500 v. Chr.) in Heiligtümern aufgestellt wurden. Dazu stemmte man aus Steinblöcken kleine Löcher, in welchen die Opfergaben (Figuren von Menschen und Tieren, Waffen etc.) fest verankert wurden. Entsprechende Gußzapfen (in einem Fall auch Bleireste) sind an beiden Statuetten an den Füßen erhalten.

Die beiden Hirtenfiguren sind besonders typische Beispiele der früheisenzeitlichen Votivplastik Sardiniens. Zusammen mit weiteren, gleichzeitig erworbenen Stücken (Beter- und Kriegerfiguren, Votivboote) ergänzen sie die reichhaltige Sammlung von prähistorischen und frühgeschichtlichen Idolen und Opfergaben der Archäologischen Staatssammlung in hervorragender Weise.

Hermann Dannheimer

Abbildung: Sardische Bronzevotive, Zwei Statuetten bärtiger Hirten mit Stock, Sardinien, 7./6, Jahrhundert v. Chr. Bronze; H. (Ohne Gußkanal) 12 cm


Fotonachweis: ©Archäologische Staatssammlung, München, Foto: M. Eberlein